KINDER BEKOMMEN DIE LEUTE IMMER
Mit diesem einfachen Rezept, das Konrad Adenauer zugeschrieben wird, lässt sich die gesetzliche Rente in der Form des Generationenvertrags nicht mehr fortschreiben, wir wissen es längst. Der demografische Wandel, aber auch die Aufweichung des Ernährermodells, unstete Arbeits- und Familienverhältnisse stellen das tradierte Modell der Rentenversicherung vor Herausforderungen. Versuche, diesen zu begegnen, wurden vor allem zu Beginn des Jahrtausends unternommen: durch die Einführung eines Altersvorsorgefaktors (auch Riesterfaktor genannt) und eines Nachhaltigkeitsfaktors bei der Rentenanpassung, die Förderung privater Vor-sorge und die Anhebung des gesetzlichen Rentenalters. Das hat die Gefahr unzureichender Altersbezüge für viele Menschen nicht beseitigt, im Gegenteil. „Meine Rente ist eben nicht sicher", so empfinden es viele.
Jedenfalls ist sie nur sicher, wenn sie sicher gemacht wird. Die Politik reagiert deshalb mit immer neuen Reformen. Sie sind nicht selten widersprüchlich. Erst werden Niveau und Bezugsdauer der gesetzlichen Rente zurückgefahren, dann erhalten aktuelle Rentner durch die Ausweitung der Mütterrente und die abschlagsfreie Rente mit 63 Verbesserungen. Über 2030 hinausschauen soll vor allem eine Rentenkommission und Vorschläge machen, wie auch künftige Generationen eine ausreichende Rente erhalten können.
Die Diskussion um Rentenniveau und Haltelinien, um Beitragssätze und Anpassungsformeln wird für Laien immer schwerer durchschaubar. Deshalb wollen wir die Diskussion mit Expertinnen und Experten auf-nehmen, die uns die Grundlagen und den jetzigen Stand unseres Systems, seine Schwierigkeiten und seine Veränderungsnotwendigkeiten bzw. -möglichkeiten erläutern. Dass wir etwas tun müssen, ist wohl unbestritten, aber: Welche Reformwege sollen wir einschlagen? Welche konkurrierenden Vorschläge gibt es und wie sind sie zu bewerten? Wie können wir sozialer Gerechtigkeit in der existenziellen Frage der Altersversorgung näher kommen, ohne die Generationengerechtigkeit aus dem Auge zu verlieren?
Herzliche Einladung zu einer Tagung über die Zukunft des Sozialstaats in der Evangelischen Akademie Tutzing!
Dr. Ulrike Haerendel, Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. Ulrich Becker, Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik, München