schrieb J.P. Barlow 1996 in seiner Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace. Was wurde aus diesem Traum der absoluten Demokratie und Informationsfreiheit im Netz? Wo endet der Mythos, wo beginnt die Realität?
Die geplante Tagung beschäftigt sich mit Konzepten und Idealen, Hoffnungen und Visionen zum World Wide Web. Sie nimmt Utopien der kleinen, progressiven Netzcommunity der 1980er und 1990er Jahren in den Blick und setzt sie zu geschichtlichen Entwicklungen und der gegenwärtigen netzpolitischen Situation in Bezug. Auch neue, in die Zukunft gerichtete Utopien des digitalen Raums werden diskutiert.
Wie steht es um das politische Ideal der gleichberechtigten demokratischen Teilhabe in einer Zeit, in der autoritäre Regime neue Macht entfalten? Wie ist es um Zugänglichkeit und Verfügbarkeit von Wissen bestellt in einer Zeit, in der Fakten mit dem Postfaktischen im Streit liegen? Wie verhält es sich mit den Freiheitsversprechen einer selbstbestimmten und kreativen Ökonomie, die am Anfang der Netzgeschichte standen? Und: Was ist aus der Verheißung geworden, mit dem Cyberspace einen Ort neuer Möglichkeiten zu schaffen, in dem der Geist losgelöst ist von Begrenzungen durch Raum und Zeit?
Auf der Tagung analysieren wir den Status Quo und diskutieren neue Utopien: Was hat sich beim Erkunden des Digitalen bewährt, was nicht? Welche Lösungsansätze gibt es und wo sind noch neu oder weiter zu erkundende Potenziale? Würde J.P. Barlow heute noch eine Unabhängigkeitserklärung des Internets schreiben und wie sähe sie aus?
Wir freuen uns auf die Begegnung mit Ihnen in der Evangelischen Akademie Tutzing!
Alix Michell, Studienleitung für Kunst, Kultur, Digitales und Bildung Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. Thomas Zeilinger, Beauftragter für Ethik im Dialog mit Technologie und Naturwissenschaft der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern