VIELFÄLTIG ENGAGIERT
Die innerkonfessionelle und ethnisch-kulturelle Vielfalt des Islam in Deutschland tritt, wenn überhaupt, meist nur in negativer Weise ins Blickfeld der nichtmuslimischen Öffentlichkeit: Zum einen dann, wenn wieder einmal das Fehlen eines zentralen Ansprechpartners bei den Muslimen moniert wird – oder aber im Kontext gewaltsamer Auseinandersetzungen im Ausland, wie etwa zwischen Sunniten und Schiiten. Über die theologischen und kulturellen Unterschiede der verschiedenen Strömungen und Richtungen ist jedoch nur wenig bekannt.
Dabei ist der Islam in Deutschland maßgeblich durch den Zuzug von Muslimen aus ganz unterschiedlichen Teilen der Welt sowie aufgrund des verfassungsrechtlich verankerten Rechts auf freie Religionsausübung durch eine große ethnisch-kulturelle wie konfessionelle Vielfalt gekennzeichnet.
Diese weitgehend friedliche Koexistenz unterschiedlichster Richtungen und Strömungen ist eine Besonderheit, die vor allem von kleineren muslimischen Gruppierungen, die in ihren Herkunftsländern oftmals unter Unterdrückung und Verfolgung leiden, als eine Chance begriffen wird, die eigene religiösen Identität offen zu leben und mitunter neu zu entdecken. Diese zunächst positive Entwicklung stellt die islamischen Gruppierungen wie den deutschen Staat aber auch vor eine Reihe von Herausforderungen.
Das Expertenforum „Der Islam in Deutschland und seine vielen Akteure“ widmet sich diesen Chancen und Herausforderungen exemplarisch am Beispiel zweier kleinerer Gruppierungen: Zum einen anhand der bereits seit den 1920er Jahren in Deutschland bestehenden Ahmadiyya und zum anderen anhand der in erster Linie durch die Einwanderung türkischer „Gastarbeiter“ in den 1960er Jahren heimisch gewordenen Aleviten. Beide Gruppen unterscheiden sich in theologischer und historischer Hinsicht signifikant von der größten muslimischen Gruppe in Deutschland, den Sunniten, und unterhalten zugleich enge Beziehungen zum deutschen Staat.
Die Veranstaltung will zum einen ein Forum bieten, auf dem die zentralen theologischen und kulturellen Merkmale der beiden Gruppierungen zur Darstellung kommen und über Gemeinsamkeiten und Unterschiede diskutiert werden kann. Zum anderen legt sie ihren Fokus auf das vielfältige gesellschaftliche Engagement dieser und anderer muslimischer Gruppierungen in den Bereichen Bildung, Jugendarbeit und Medien, um gleichermaßen über Erfolge wie bestehende Hürden in Austausch zu treten.
Es ergeht herzliche Einladung in das Schloss Tutzing!
Pfr. Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing
Nicole Leber, Geschäftsführung, BLLV-Akademie, München
Dr. Katja Thörner, Referentin für den Dialog zwischen den Religionen und Weltanschauungen, Eugen-Biser-Stiftung, München
Stefan Zinsmeister, Mitglied des Vorstands, Eugen-Biser-Stiftung, München