HEY SIRI, WIE GEHT ES MIR HEUTE?
Digitalisierung erfasst alle Lebensbereiche. Auch in der Diagnostik und Therapie von Depressionen ruhen derzeit viele Hoffnungen auf ihr. DIGAs etwa, sogenannte Digitale Gesundheitsanwendungen, analysieren als Smartphone-Apps unser Befinden und versprechen erste Unterstützung bei Depressionen. Zu viele Menschen warten zu lange auf ein Therapie-angebot. Digitale Hilfsmittel sollen zukünftig zunehmend als niedrigschwelliges Früherkennungssystem fungieren und Wartezeiten überbrücken. Der jüngste Entwicklungsschub der Künstlichen Intelligenz eröffnet dabei einen ganz neuen Horizont ungeahnter Möglichkeiten. Wenn Digitalität unser Leben ohnehin durchdringt, sollte dann die Diagnostik und Behandlung von depressiven Erkrankungen nicht die Möglichkeiten nutzen, die sie bietet?
„Halt!“ rufen Kritikerinnen und Kritiker. Die Hoffnungen könnten trügerisch und Digitalisierung am Ende nicht die Lösung, sondern selbst das Problem sein. Wir verbringen am Tag mehr Zeit mit dem Smartphone und unseren virtuellen „Kontakten“ als mit echten Menschen, haben mehr Berührungspunkte mit dem Panzerglas als mit Menschen aus Fleisch und Blut – und demnächst versuchen wir auch noch unsere Depressionen digital zu therapieren? Kann das gut gehen? Schon jetzt sehen wir: Digitale Medien tun uns oft nicht gut und wir können trotzdem nicht die Finger von ihnen lassen! Treiben uns die digitalen Bots, KIs und Sprachsimulationen nicht nur weiter in die Abhängigkeit, Einsamkeit und Depression? Die Ambivalenzen des Lebens und die Vielschichtigkeit unserer Psyche lassen sich wohl kaum in Einsen und Nullen abbilden – auch wenn die Tech-Konzerne sich nach diesen Daten die Finger lecken. Brauchen wir nicht mehr echte zwischenmenschliche Beziehung und mehr Begleitung in den uneindeutigen Erfahrungen des Lebens durch echte Menschen als kassenfinanzierte Apps auf dem Smartphone?
Wie viel digitales Leben ist gesund? Wir laden Sie ins Schloss Tutzing ein, dieser Frage nachzugehen – zwischen DIGA und KI, Internetsucht und digitaler Therapie.
Dr. Hendrik Meyer-Magister
Stellv. Direktor und Studienleiter, Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. Peter Brieger
Ärztlicher Direktor des kbo-Isar-Amper-Klinikums Region München und Vorstandsvorsitzender des Münchner Bündnis gegen Depression e.V.
Ute Thomas
Geschäftsführerin des Münchner Bündnis gegen Depression e.V.