„ANTISEMITISMUS IST GOTTESLÄSTERUNG.“
Evangelische Kirche in Deutschland/Union Evangelischer Kirchen in Deutschland/Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland anlässlich des 500. Jahrestags der Reformation 2017
Es ist nicht einfach nur eine Kreuzigungsszene im historischen Glasfenster in der Schlosskapelle der Evangelischen Akademie Tutzing: „Ecclesia et Synagoga“ ist ins Bild gesetzter Antisemitismus. Das Motiv findet sich seit dem Mittelalter in vielen Kirchen – auch in dieser Kapelle, die Marczell von Nemes (1921 bis 1930 Besitzer von Schloss Tutzing) erbauen ließ. Hier handelt es sich um die Kopie eines Fensters der Kathedrale von Bourges (1215). Die beiden Figuren Ecclesia und Synagoga verkörpern die damalige antijudaistische Auffassung der christlichen Kirche und ihr Überlegenheitsgefühl gegenüber dem Judentum. Ecclesia, stolz und schön, mit Krone und Kelch als Zeichen für den neuen Bund triumphiert über die schwache Synagoga mit abgewandtem Gesicht, einer Binde vor den Augen und zerbrochenem Stab als Symbol der abgegebenen Herrschaft an das Christentum, unfähig, Jesus als den verheißenden Messias zu erkennen.
Evangelische Kirche in Deutschland/Union Evangelischer Kirchen in Deutschland/Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland anlässlich des 500. Jahrestags der Reformation 2017
Es ist nicht einfach nur eine Kreuzigungsszene im historischen Glasfenster in der Schlosskapelle der Evangelischen Akademie Tutzing: „Ecclesia et Synagoga“ ist ins Bild gesetzter Antisemitismus. Das Motiv findet sich seit dem Mittelalter in vielen Kirchen – auch in dieser Kapelle, die Marczell von Nemes (1921 bis 1930 Besitzer von Schloss Tutzing) erbauen ließ. Hier handelt es sich um die Kopie eines Fensters der Kathedrale von Bourges (1215). Die beiden Figuren Ecclesia und Synagoga verkörpern die damalige antijudaistische Auffassung der christlichen Kirche und ihr Überlegenheitsgefühl gegenüber dem Judentum. Ecclesia, stolz und schön, mit Krone und Kelch als Zeichen für den neuen Bund triumphiert über die schwache Synagoga mit abgewandtem Gesicht, einer Binde vor den Augen und zerbrochenem Stab als Symbol der abgegebenen Herrschaft an das Christentum, unfähig, Jesus als den verheißenden Messias zu erkennen.
Zu Recht schreiben Klaus Holz und Thomas Haury: „Geschichte und Theologie des Christentums ist Geschichte und Theologie des Antijudaismus. Das christliche ist ein antijüdisches Abendland.“ Ohne die 2000-jährige Geschichte des christlichen Antijudaismus ist die Geschichte des modernen Antisemitismus nicht denkbar. Moderner Antisemitismus wird meist losgelöst von der religiösen Dimension betrachtet und folglich als säkulares Problem bearbeitet. Dadurch gerät das Geflecht von christlich geprägten Tiefenstrukturen, von Transformationen zwischen Christlichem und Profanem aus dem Blick.
Dieses Geflecht zu enttarnen, zu sensibilisieren und Gegenstrategien zu entwickeln, dient diese Tagung. Sie wurde in Kooperation mit dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekt „Christliche Signaturen des zeitgenössischen Antisemitismus“ konzipiert. Die Mitarbeitenden der beteiligten Institutionen (Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg, Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung, Evangelische Akademien in Deutschland e.V., Netzwerk antisemitismus- und rassismuskritische Religionspädagogik) werden als Referierende und/oder als Teilnehmende ihre Expertise in die Tagung einbringen.
Zur Diskussion laden wir Fachleute wie Interessierte in das Schloss Tutzing ein.
Pfr. Udo Hahn, Evangelische Akademie Tutzing