40, 50 JAHRE KRIEG – VERGESSEN ODER DAUERPRÄSENT – KEIN FRIEDEN IN SICHT?
Viele Weltregionen und ganze Staatensysteme werden derzeit durch Kriege und Krisen grundlegend erschüttert. Die politischen und wirtschaftlichen Interessen in den Konfliktregionen sind so vielfältig, komplex und verschieden wie die Konfliktakteure, die involvierten Staaten, die gesellschaftlichen Gruppen und Eliten. Die Auseinandersetzungen
spielen sich oftmals über Jahrzehnte hinweg vor der Weltöffentlichkeit ab. Wie kann es auf der anderen Seite möglich sein, dass lang andauernde Kriege bzw. militärische Auseinandersetzungen im öffentlichen Bewusstsein nahezu vollständig verschwunden sind?
Zusammen mit Wissenschaftlern, langjährigen Beobachtern und Akteuren in den Konfliktgebieten werden wir bei der Tagung die Beispiele Israel-Palästina und Westsahara in den Fokus rücken. Seit 1967 sind das palästinensische Westjordanland und Ost-Jerusalem von Israel besetzt. Seit diesem Zeitpunkt ist der Konflikt zwischen den Israelis und den Palästinensern dauerhaft und mit großer Vehemenz auf der Weltbühne präsent. Der Konflikt um die Westsahara spielt sich seit über 40 Jahren – vergleichsweise unbeachtet – direkt vor der europäischen Haustür ab. Die 1973 gegründete Befreiungsbewegung „Frente Polisario“, die die Demokratische Arabische Republik Sahara ausrief, und der Staat Marokko stehen sich dabei unversöhnlich gegenüber.
In der Tagung geht es um die Frage nach der Präsenz dieser Konflikte in den internationalen Beziehungen, die entsprechenden Folgen für die politischen Akteure, die Gesellschaften, aber auch für die Lösungschancen. Weder in dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern noch in dem Streitfall um die Westsahara zeichnen sich Lösungen ab. Warum
bleiben die Auseinandersetzungen so hartnäckig sowohl in dem dauerhaft präsenten wie in dem weitgehend vergessenen Fall? Wie leben die Zivilgesellschaften vor Ort mit diesen Dauerkonflikten: Haben sie resigniert oder hoffen sie weiter auf eine Lösung? Wer im In- und Ausland unterstützt sie?
Zu Diskussion, Gespräch und Begegnung laden wir herzlich in die Evangelische Akademie Tutzing ein.
Dr. Angelika Baumann, München
Dr. Ulrike Haerendel, Evangelische Akademie Tutzing