Heinrich Heine
Seit alters haben es Bäume den Menschen angetan. Bäume bieten Schutz vor Sonne, Wind und Regen, liefern Holz als Baustoff und Brennmaterial, ihre Früchte schenken Nahrung. In heiligen Hainen wurden die Götter verehrt, Gott pflanzte zwei ganz besondere Bäume in den Garten Eden. Wälder lassen uns aufatmen, erfrischen Geist und Sinn. Bäume sind nützlich und schön. Ihr Anblick fasziniert: starke Wurzeln, ein hochgewachsener Stamm, eine ausladende Krone, in der Wind und Licht spielen. Blatt und Blüte, knorrige Äste und glatte Rinde ziehen uns in ihren Bann.
In der Moderne erleben wir die Gefährdungen von Baum und Wald durch Städtebau und Klimawandel – und damit durch uns Menschen. Weltweit sinkt die Waldfläche nach wie vor stetig, in Mitteleuropa hat die rasche Abfolge zu trockener und heißer Sommer zu Waldschäden unbekannten Ausmaßes geführt.
Vom Sämling zum Stamm, von der Wurzel bis zum Wipfel und weit darüber hinaus – der Baum ist wie kein anderes Gewächs Sinnbild des Lebens. Davon zeugen insbesondere die Dichtungen verschiedenster Jahrhunderte, von Barthold Heinrich Brockes bis Bertolt Brecht, von Friedrich Hölderlin bis Heinz Erhardt.
Mein Freund der Baum: Bei aller metaphorischen und mythologischen Verbundenheit dürfen, sollen – ja müssen – wir den Baum auch naturwissenschaftlich betrachten, mit klarem Blick und Verstand. Das bedeutet: ihn als Pflanze begreifen, seine Physiologie und Wachstumsprozesse nachvollziehen, die Abhängigkeit vom Klima und seine Wechselwirkungen mit Tieren, anderen Pflanzen und Pilzen erforschen und verstehen. Unser „Blickwechsel“ wird auch die von Bäumen und Wäldern ausgehenden Wirkungen auf uns Menschen und seine Bedeutung als Lebensraum für andere Arten beleuchten. Nicht zuletzt bietet das Holz des Baumes vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, ist Grundlage für viele Arbeitsplätze. Es ist ein Rohstoff, der immer wieder nachwächst. Bäume „grünen“ also nicht nur. Sie sind auch von nachhaltigem Nutzen für den Menschen: seelisch, gesundheitlich und wirtschaftlich.
Wir laden Sie ein zu einem „Abend im Grünen“. Im poetischem und wissenschaftlichem Wort wollen wir Geäst durchsteigen, Baumkronen erklettern und sich unsere Gedanken verzweigen lassen.
Stellvertretender Direktor und Studienleiter, Evangelische Akademie Tutzing
Barbara Greese, Rezitatorin und Rhetoriktrainerin, München