IM MÄRZEN DER BAUER DIE RÖSSLEIN EINSPANNT …
Volks- und Kinderlied aus Mähren
… das war früher. Noch immer faszinieren die Bilder dörflicher Idylle. Manch Bauernhof ist auch Ferienort: Hier sind diese Bilder Programm. In der Scheuer aus luftiger Höh‘ ins Heu springen, mit den Tieren sein, im Weiher baden, im Bach verstohlen fischen oder gar mit dem Traktor fahren, den riesigen Freiraum genießen, den Rummel von Kirchweih und anderen Festen in sich aufnehmen und als Erinnerung einer seligen Kindheit bewahren.
Doch auch früher wurde das Bauernleben von Folklore, Tracht und Heimat entstellt vom Alltag. War der Großbauer selbst ein Souverän der feudalen Welt, so war das Leben dennoch Arbeit, Arbeit und nochmal Arbeit, auf den reichen wie auf den armen kleinen Höfen. Und heute? Wird umso mehr Geld verdient, je weiter der Acker entfernt ist?
Ochs und Pflug haben längst ausgedient. Der Landwirt von heute ist ein hoch- und vielfältig qualifizierter Unternehmer. Im Schraubstock von EU, Technik, Markt und Nachhaltigkeit führt er seinen Existenzkampf in einer überregionalen, globalen Konkurrenz. Immer da sein, mehr Berufung als Beruf, trotz Technik, im Supermarkt unsichtbar, von Natur abhängig, ist das Bauernleben von Dorf bis Familie extrem im Umbruch. Tun die jungen Leut‘ sich das heute noch freiwillig an?
Landwirt ist nicht Landwirt: Ackerbau, Milchwirtschaft, Tierzucht, Obst-, Gemüse-, Berg- oder Waldbauer, ökologisch oder konventionell, spezialisiert oder in Mischwirtschaft, als Nebenerwerbsbauer und Gastgeber auf einer Urlaubsoase. Sie alle gestalten und erhalten unsere Kulturlandschaft. Sie alle laborieren zwischen Herkunft und Zukunft, Brauchtum und Innovation, im Brennpunkt von analogem Leben und digitaler Revolution wie fortschreitendem Klimawandel.
Das Bauernleben, Nährstand neben Lehr- und Wehrstand, wohin entwickelt es sich zwischen Urbanität und Landflucht? Unterwegs zur Welt von morgen, hilft uns die Welt von früher?
Wir laden alle, die mit dem Bauernleben, Passion wie Fron, zu tun haben, sehr herzlich ein in die Evangelische Akademie Tutzing am Starnberger See.
Gunther Strobl, Haus der Bayerischen Landwirtschaft, Herrsching
Pfr. Dr. phil. Jochen Wagner, Evangelische Akademie Tutzing