Trautes Heim – Glück allein (Redensart)
Was für ein romantischer Seufzer! Eine Redensart, deren Herkunft unklar ist, obwohl sie jeder kennt. Vom Film- und Liedtitel bis zum bestickten Sofakissen ist diese Mischung aus Wunsch und Erfahrung fester Bestand- teil unserer Sprachwelt geworden. In ihr klingt unsere Sehnsucht nach einem verlässlichen Heim, einer stabilen Familie und einer tragenden Nachbarschaft an. In glücklichen Momenten beschreiben Menschen mit diesen Worten ihr zufriedenes und stabiles Leben. In unruhigen Zeiten beschwören sie einen erhofften und zu erstrebenden Zustand.
Auch im 21. Jahrhundert, geprägt von Globalisierung, Urbanisierung, digitalem Aufbruch und ungebremsten Kapitalismus, beseelt dieser Wunsch Menschen und ihre Familien. Selbst akute Bedrohungen in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft können dieser Sehnsucht nichts anhaben: „Trautes Heim –Glück allein“ bleibt für viele Zeitgenossen ein Ziel.
Somit gehen in Fragen des Zusammenlebens Träume, Wünsche und Hoffnungen einher mit rasantem Wechsel und Befürchtungen. Wird Nachbarschaft bestehen und Familienzusammenhalt eine verlässliche Größe bleiben? Oder müssen diese neu erfunden und verankert werden? Gelingt uns eine Kultur der Sorge, die auf den Altruismus des Menschen vertrauen kann? Gibt es eine Politik, die Spuren einer solchen Gesellschaft zu legen vermag?
Auch die Kirchen und ihre Wohlfahrtsverbände müssen sich diesem Thema stellen. Gerade von sinngebenden Gemeinschaften erwarten die Menschen Antworten. Die seit vielen Jahren diskutierten Entwicklungen von Quartieren ist für Menschen in ländlichen Regionen und in Metro- polen gleichermaßen ein Hoffnungsschimmer. Doch solche Quartiere entstehen nicht von selbst! Es bedarf des Experiments und des Erfahrungsaustausches! So widmet sich die Tutzinger Quartierstagung erneut den Fragen einer lebenswerten Umwelt im Nahraum, ohne dabei die großen Zusammenhänge auszublenden. Wie wir morgen und über- morgen zusammenleben wollen, müssen wir heute in den Blick nehmen. Dazu laden wir ganz herzlich in die Evangelische Akademie Tutzing ein.
Pfr. Frank Kittelberger, Studienleiter für Ethik in Medizin und Gesundheitswesen, Pastoralpsychologie und Spiritual Care, Evangelische Akademie Tutzing
Dr. Barbara Erxleben Referentin mit Schwerpunkt Hospiz, Gemeinwesenorientierte Altenarbeit und Familienpflege im Diakonischen Werk Bayern e.V., Nürnberg