Günther Jonitz
Bis zu 20 Prozent der Menschen in Deutschland leiden mindestens einmal in ihrem Leben an einer Depression – die meisten bereits in jungem Alter. Mit der steigenden Lebenserwartung erhöht sich zudem das Risiko, im Laufe des Lebens von einer Depression betroffen zu sein. Gerade bei älteren Menschen bleiben Depressionen häufig zu lange unerkannt.
Sowohl bei psychologischen als auch ärztlichen Psychotherapeut:innen warten Betroffene durchschnittlich bis zu fünf Monate auf den Beginn
einer Therapie. Viele Personen sprechen ohnehin zuerst ihre Hausärzt:innen auf ihre Sorgen und Probleme an – mehr oder weniger offen: „Ach, Frau Doktor…“. Hausarztpraxen können so als Seismographen für psychische Probleme ihrer Patient:innen dienen und Wege in die psychotherapeutische Behandlung bahnen. Mehr noch: Gut geschulte Hausärzt:innen können bei einer leichten oder mittelschweren psychischen Erkrankung bereits erste Behandlungsschritte einleiten. So tragen sie dazu bei, bestehende Versorgungslücken zu schließen.
Die Versorgung psychischer Erkrankungen in der Hausarztpraxis ist anspruchsvoll, unter anderem weil die Zeit für die Diagnose und Behandlung begrenzt ist. Zusammen mit jungen Forschenden der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität München sowie weiteren Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis diskutieren wir, wie die Versorgung von psychischen Erkrankungen in der Hausarztpraxis verbessert werden kann. Ihr Beitrag als ärztlich tätige Person genauso wie als Bürger:in und Patient:in ist dabei von großem Wert!
In Projektvorstellungen, Workshops und einer Podiumsdiskussion möchten wir uns gemeinsam mit Ihnen folgenden Themen widmen: Welchen Einfluss haben Umwelt und Gesellschaft auf unsere psychische Gesundheit? Inwieweit können Bürger:innen und Patient:innen in der Forschung zur besseren Diagnostik und Behandlung psychischer Erkrankungen mitwirken? Wie kann Wissen über Depressionen von Hausärzt:innen an Betroffene vermittelt werden? Wie kann das Verschreiben von Medikamenten sinnvoll reduziert werden? Wie können Gesundheitsdaten von digitalen Endgeräten die Behandlung einer Depression unterstützen?
Gemeinsam hoffen wir, so einen Beitrag zur früheren und präziseren Erkennung und Behandlung von Depression zu leisten. Wir freuen uns, Sie dazu in der Evangelischen Akademie Tutzing begrüßen zu dürfen!
Dr. Hendrik Meyer-Magister
Prof. Dr. Jochen Gensichen