Udo Hahn für fast 40 Jahre Bildungsengagement ausgezeichnet
Der Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing ist am Donnerstag, 27. Februar, mit dem “Freundeskreiszeichen” geehrt worden. Laudator Günther Beckstein betonte den Wert der Akademie für die Verortung der Kirche in aktuellen gesellschaftlichen Debatten.
Seit 2011 ist der Theologe und Medienexperte Udo Hahn Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing. Verbunden mit der Akademie ist er jedoch schon seit 1986 – und zwar als Mitglied des Freundeskreises der Akademie. Er trägt die Bildungsidee der Akademie seit 76 Jahren in jeden Winkel Bayerns. Etwa 1000 Mitglieder hat der Verein, in dem Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich Veranstaltungen und Bildungsangebote auf die Beine stellen.
Für sein herausragendes Engagement wurde Udo Hahn nun vom Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing ausgezeichnet. Hahn habe die Einrichtung “als erkennbar evangelischen Diskursort profiliert, der Demokratie stärkt und Zivilgesellschaft fördert”, so Freundeskreisvorsitzende Brigitte Grande.
Die Laudatio auf Udo Hahn hielt der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein. Hahn verstehe sein Amt in großer Loyalität zu seiner Kirche, führe das Haus aber auch in Eigenverantwortlichkeit und lasse seinem Team Raum für Kreativität und Freiheit. Beckstein ging ebenfalls auf die Bedeutung der Akademie für die Kirche ein. Die Akademie habe auch Ausstrahlung auf diejenigen, die sonst nichts mit Kirche zu tun hätten. Sie suche die geistige Auseinandersetzung mit den Themen der Zeit und sorge dafür, dass der Geist der Kirche in diesen Themen vorkomme, so Beckstein. Die Gesellschaft brauche die Diskussion – und auch, dass sich die Kirche in die Diskussionen einbringe.
Teil der Hoffnungsgemeinschaft
Beckstein kennt sowohl den Ort als auch den Akademiedirektor seit langer Zeit. Als Leiter des Politischen Clubs der Akademie arbeitete er von 2011 bis 2016 eng mit Hahn zusammen. Und als Student war Beckstein schon Tagungsgast an der Tutzinger Akademie. Damals habe er Egon Bahr und Willy Brandt für ihre Ostpolitik scharf kritisiert. Später, gab Beckstein zu, habe er erkannt, dass beide “große Patrioten” gewesen seien. Bei Bahr habe er sich sogar entschuldigt.
In seiner Dankesrede zeigte sich Hahn gerührt: “Es ist ein Glücksgefühl: Teil einer größeren Gemeinschaft zu sein – des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing; Teil der Gemeinschaft der Mitarbeitenden dieser Akademie zu sein; Teil der Hoffnungsgemeinschaft zu sein, die all jene Menschen umfasst, die sich mit der Akademie verbunden wissen.”
Den Aspekt der Hoffnung vertiefte Hahn in seiner Rede. Als “Leidenschaft für das Mögliche” habe der Philosoph Sören Kierkegaard sie einst beschrieben. Und ausgehend von den Formulierungen des Theologen Jürgen Moltmann stellte Hahn fest: “Die Hoffnung sucht nach Möglichkeiten. Dabei ist sie nicht nur Tugend und Gefühl. Es gibt auch eine Praxis der Hoffnung. Dazu gehört für mich das Gespräch.”
Räume für Gespräche zu kontroversen Fragen der Zeit zu schaffen, das sei die Aufgabe der evangelischen Akademiearbeit. “Wichtig ist mir, einen Rahmen, eine Atmosphäre zu schaffen, in der man ohne Angst verschieden sein kann, in der differente Positionen ohne bösartige Eskalation ausgetauscht werden können, in der Klärung und Orientierung stattfinden können, ohne dass zwangsläufig immer ein Konsens am Ende stehen muss.”
Konstruktive Gespräche: kleine Schritte für einen demokratischen Diskurs
Jedoch könnten solche Gespräche helfen, zu verstehen und Möglichkeiten sichtbar zu machen, sich ein eigenes Urteil zu bilden, Impulse geben und zum demokratischen Diskurs beitragen. In einer Zeit der Zersplitterung brauche die Gesellschaft mehr denn je konstruktive Gespräche. Auch wenn sie oft kleine Schritte seien, so würden sie dennoch dazu beitragen, “aus dieser beschädigten Welt einen besseren Ort zu machen” – als “Inseln des Gelingens”.
Freundeskreisvorsitzende Brigitte Grande sagte, die Demokratie brauche Foren wie die Evangelische Akademie Tutzing, in denen Menschen konzentriert zuhören, nachdenken und nachfragen, widersprechen oder zustimmen können, “wo man sich bemüht, Probleme in ihrer Komplexität zu erfassen und geduldig Lösungen zu diskutieren, wo wir Verunsicherung und Ohnmacht mit Wissensvermittlung und Diskurs begegnen. Solche Foren sind ein überaus kostbares Gut demokratischer Gesellschaften.”
Dorothea Grass
Bild: Udo Hahn (alle Fotos: Haist / eat archiv)
Die Vorsitzende des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing e.V., Brigitte Grande, mit dem Laureaten Udo Hahn und seinem Laudator Günther Beckstein (rechts im Bild).
Vertreterinnen und Vertreter aus Religion, Politik und Zivilgesellschaft – sowie der Akademie und ihrem Direktor verbundene Persönlichkeiten waren gekommen, um bei der feierlichen Verleihung des Freundeskreiszeichens dabei zu sein.
Der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein hielt die Laudatio auf Udo Hahn. Beckstein kennt sowohl den Ort als auch den Akademiedirektor seit langer Zeit. Als Leiter des Politischen Clubs der Akademie arbeitete er von 2011 bis 2016 eng mit Hahn zusammen. Und als Student war Beckstein schon Tagungsgast an der Tutzinger Akademie.
Das Duo KlangZeit, bestehend aus Marie-Josefin Melchior (Geige, E-Bratschello) und Johann Zeller (Akkordeon), begeisterte mit seiner Weltmusik das Publikum im Saal.
Das “Freundeskreiszeichen”: Die von Helmut Amman geschaffene Bronzefigur symbolisiert, wofür sich der Freundeskreis einst gegründet hat und wofür sich seine Mitglieder einsetzen: Gespräch und Austausch, Freundschaft und Vertrauen, Engagement für die Gesellschaft und gegenseitige Unterstützung.
