Theologe und KI-Experte Arne Manzeschke fordert gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit KI

Nicht vermeintlich finstere Motive sind es, durch die eine selbstlernende Künstliche Intelligenz Menschen unterjocht, sondern die Menschen selbst sind dafür verantwortlich, wie KI entwickelt und verwendet wird. Diese Auffassung vertritt Arne Manzeschke, Professor für Ethik und Anthropologie an der Evangelischen Hochschule Nürnberg. Er sieht jeden Menschen zur Auseinandersetzung mit dem Thema gefordert.

“Kann Technik heilsame Beziehungen stiften?”, fragt Prof. Dr. theol. habil. Arne Manzeschke in einem Beitrag für die Evangelische Akademie Tutzing. Er wirft darin den Blick voraus auf das 35. Medizin-Theologie Symposium, das sich vom 4. -6. Oktober 2024 im Wildbad Rothenburg mit “Sprechender Medizin und intelligenten Maschinen” beschäftigt.

Die Erkenntnis, das Worte helfen und heilen können, verbinde somatische Medizin, Theologie und Theologie, schreibt Manzeschke. Jedoch fehle oft die Zeit für ein Gespräch zwischen medizinischem, pflegendem und seelsorgerischem Personal und den Patientinnen und Patienten. Als „naheliegend und plausibel“ erscheine es darum, den Mangel an Personal durch Roboter, Chatbots, Avatare und andere technische Systeme zu kompensieren.

Ob das funktionieren kann, ist die eine Frage. Manzeschke entfaltet weitere Fragestellungen, die grundsätzlicherer Natur sind: “Nach welchem Bilde konstruieren wir die neuen intelligenten Maschinen, wieviel Freiheit schreiben wir ihnen ein? Wie können wir uns darauf vorbereiten, dass sie unsere menschliche Freiheit beschränken werden – auch wenn das nicht in unserem Interesse ist?”. Nach Meinung von Arne Manzeschke sollten diese Fragen nicht alleine Expertinnen und Experten überlassen bleiben. Vielmehr forderten sie alle heraus – auch um sowohl überzogenen Erwartungen wie Horrorszenarien ihre Wirkung zu nehmen.

“Was hierbei so beklemmend ist, ist weniger die Aussicht, dass eine starke Künstliche Intelligenz aus finsteren Motiven (die sie als technisches System gar nicht haben kann) die Menschen unterwirft, und der Knecht zum Herrn wird. Die Gefahr besteht wohl eher darin, dass wir Menschen uns aus Naivität, Bequemlichkeit oder Dummheit in eine Abhängigkeit von den technischen Systemen bringen, in der wir ein aufgeklärtes, selbstbestimmtes und ethisch verantwortetes Leben gar nicht mehr führen können”, schreibt Manzeschke. Es bedarf einer “gemeinsamen menschlichen Anstrengung, um hier einen konstruktiven Weg zu finden”. Gefragt sei “ein erneuertes Selbstverständnis des Menschen, bei dem wir erstens Korrekturen an einem wohl etwas zu optimistischen Selbstbild hinsichtlich unserer menschlichen Einzigartigkeit, unserer rationalen und moralischen Leistungsfähigkeit vornehmen, und zweitens überlegen, welchen Platz wir den intelligenten Maschinen in dieser Welt neben Tieren, Menschen und Göttern zubilligen wollen – oder auch einräumen müssen.”

Den kompletten Gastbeitrag lesen Sie im Rotunde-Blog der Evangelischen Akademie Tutzing.

Hinweise:
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Vom 04. – 06. Oktober 2024 findet im Wildbad Rothenburg ob der Tauber das 35. Medizin-Theologie-Symposium zum Thema “Sprechende Medizin und intelligente Maschinen” statt. Wenn Sie Informationen zum Programm und den Anmeldemodalitäten erhalten möchten, können Sie sich unter diesem Link anmelden.

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