Rothenburg in Krieg und Frieden
so lautete das Thema einer Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing in der Tagungsstätte Wildbad in Rothenburg o.d. Tauber am letzten Juniwochenende. Dabei ging es in der Hauptsache um die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit in dieser kleinen Stadt. Die historischen Vorträge gingen auf den Aufstieg der Nationalsozialisten vor 1933 ein, auf die NS-Herrschaft und auf den Bombenangriff vom 31. März 1945, der einen großen Teil der Altstadt zerstörte. Die Dokumentarfilmgruppe um Thilo Pohle präsentierte den Film „Ein Tag, der zur Nacht wurde…Rothenburg in Flammen“. Den Wiederaufbau zeigte anhand vieler Bilder Hanns-Jürgen Berger aus architektonisch-denkmalpflegerischer Sicht.
Oliver Gußmann beschrieb das Leben der jüdischen Gemeinde auch lange vor der NS-Verfolgung. Heute zeugen etwa die Judengasse oder Überreste des Ritualbads von der Zeit vor der Zerstörung; Rabbi Meir ben Baruch, der hier im 13. Jahrhundert wirkte, ist in der jüdischen Religionskultur noch immer eine feste Größe. Der Vernichtungswillen der Nationalsozialisten erfasste alles jüdische Leben in der Stadt, führte zu Vertreibung, Deportationen und Ermordungen. Zur Rechenschaft für diese Taten wurde allerdings nach 1945 kaum jemand gezogen, wie Edith Raim in ihrem Vortrag ausführte.
Weitere Vorträge und angeregte Diskussionen kreisten um die Themenkomplexe von ausgebliebener und nachgeholter Vergangenheitsbewältigung, um persönliche Erinnerungen und Betroffenheit. Mitveranstalter Horst F. Rupp sprach von „Lust und Last“ des Rothenburg-Images, denn diese Stadt ist nicht nur überall auf der Welt bekannt, sondern lädt auch in besonderem Maß zur Identifikation ein. Dass es dabei zu bequem wäre, sich nur auf das schöne Stadtbild zu beziehen, machte die Tagung mehr als deutlich.
Begrüßung durch den Leiter der Evangelischen Tagungsstätte Wildbad Pfr. Herbert Dersch
Dr. Oliver Gußmann gibt Einblicke in die Geschichte der jüdischen Gemeinde Rothenburgs.
Prof. Dr. Horst F. Rupp thematisiert die Lust und Last ein Rothenburger zu sein.
Dr. Markus Naser spricht über den Verein Alt Rothenburg.