Roger de Weck wird neuer Leiter des Politischen Clubs
Er ist ein international angesehener Publizist, Schweizer – und Katholik: Roger de Weck übernimmt das traditionsreiche Ehrenamt an der Evangelischen Akademie Tutzing von Bundestagspräsident a.D. Dr. Wolfgang Thierse. Im November startet de Weck mit der Tagung “Deutschland und Osteuropa”, die sich mit dem Umdenken seit dem Ukrainekrieg und einer zukunftsfähigen Ostpolitik auseinandersetzt.
Der Schweizer Autor und Ökonom Roger de Weck (68) wird Leiter des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie Tutzing. Er tritt die Nachfolge von Bundestagspräsident a.D. Dr. Wolfgang Thierse (SPD) an, der nach sechs Jahren mit der Sommertagung über “Die Zukunft unserer Demokratie” (17.-19. Juni) auf eigenen Wunsch das Ehrenamt abgegeben hat.
De Weck ist der 17. Leiter des 1957 ins Leben gerufenen Tagungsformats “Politischer Club”. Seine Vorgängerinnen und Vorgänger kamen aus dem Journalismus, der Wissenschaft und der Politik. Zu ihnen zählten unter anderen Heinz Burghart, Dieter Schröder, Paul Noack, Kurt Sontheimer, Klaus Bölling (SPD), Cornelia Schmalz-Jacobsen (FDP), Heiner Geißler (CDU), Theo Waigel (CSU), Hans Eichel (SPD) und Günther Beckstein (CSU). De Weck ist nach Wolfgang Thierse der dritte Katholik in diesem Amt, das er erstmals mit der Herbsttagung vom 11.-13. November 2022 ausüben wird. Darin wird es um das Umdenken Deutschlands und der EU seit dem russischen Angriffskriegs gehen und um eine andere Ostpolitik.
Roger de Weck war Chefredakteur der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit, Chairman of the Board des Graduate Institute of International and Development Studies in Genf und von 2011 bis 2017 Generaldirektor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG SSR). Er ist Autor des Bestsellers “Nach der Krise – Gibt es einen anderen Kapitalismus?”. 2020 erschien bei Suhrkamp der Band “Die Kraft der Demokratie – Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre”, für den er mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch ausgezeichnet wurde. Der zweisprachige de Weck ist namentlich Stiftungsrat des Internationalen Karlspreises in Aachen, Mitglied des Kuratoriums der Theodor-Heuss-Stiftung und sitzt im Wissenschaftlichen Beirat des Journals “Critique Internationale” (Sciences Po Paris).
“Wir freuen uns, dass wir Roger de Weck für die Leitung des Politischen Clubs gewinnen konnten”, so Akademiedirektor Udo Hahn. “Mit seinen Blick von außen bringt er eine neue Perspektive in diese Arbeit ein. Als Persönlichkeit, die über Partei- und Ländergrenzen hinweg anerkannt ist, passt er vortrefflich in die Reihe der bisherigen Leiterinnen und Leiter.”
Der Politische Club ist das älteste Tagungsformat der Evangelischen Akademie Tutzing. Mit drei Veranstaltungen pro Jahr ist er seit den Anfängen ein Seismograph für die politische Debatte und eine Geburtsstätte reformerischer Impulse. Immer wieder gelang und gelingt es dem Politischen Club, nachhaltige Ansätze für das politische Denken und Handeln in der Bundesrepublik Deutschland zu geben. Der wohl prominenteste politische Impuls verbindet sich mit Egon Bahr, der 1963 in der Evangelischen Akademie Tutzing das Motto der Ostpolitik Willy Brandts geprägt hat: “Wandel durch Annäherung”. Auch im Hinblick auf die deutsche Vereinigung 1990 und das Zusammenwachsen Europas wurden hier grundlegende Konzeptionen erarbeitet, die später in die politische Praxis übersetzt wurden.