“Risiken lassen sich nicht mit Resilienz entschärfen”

Das Stichwort der Resilienz ist in aller Munde. Widerstandskraft soll uns durch schwere Zeiten helfen. Wer allerdings denkt, dem Risiko allein durch Resilienz begegnen zu können, begeht einen Fehler, meint die Wirtschaftswissenschaftlerin Mechthild Schrooten. Warum, beschreibt sie in einem Blogartikel für die Evangelische Akademie Tutzing.

Die Zeiten sind nicht leicht: Kriege, wirtschaftliche Krisen, Klimawandel, Flucht und Hunger, Pandemien bestimmen die täglichen Nachrichten. Um mit multiplen Krisen umgehen zu können, wird verstärkt nach Resilienz gefragt, oder “fast schon eingefordert”, wie die Wirtschaftswissenschaftlerin Mechthild Schrooten schreibt. Der Begriff der Resilienz sei “positiv besetzt – aber kaum klar zu fassen”.

In ihrem Gastbeitrag für die Evangelische Akademie Tutzing zeigt sie die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Resilienz auf und geht sowohl auf die Aufgabe des Staates ein wie auch auf Grenzen der Resilienzdebatte, die neben weiteren Punkten auch Gefahren birgt. Mechthild Schrooten schreibt: “Letztendlich wird das extreme Ereignis selbst nicht weiter thematisiert, sondern der Umgang damit in den Mittelpunkt gestellt. Es wird vom Verursachungsprinzip abgelenkt.” Dabei werde vernachlässigt, dass es oft  klare Ursachen seien und “in den meisten Fällen menschengemacht”, die zu extremen Ereignissen führen.

In der Auseinandersetzung mit Krisen liege auch eine Innovationskraft, die durch Resilienz nicht ersetzt werden könne, so Schrooten. Um die Folgen von Krisen abzumildern, besitze der Staat einen “erheblichen Gestaltungsspielraum, der vielfach nicht genutzt wird”.

Schrooten weiter: “Wer länger darüber nachdenkt, wie wirtschaftlicher Stress genommen werden kann, ohne dass die Produktivität sinken muss, wird einiges finden. Ansatzpunkte bieten hier die gesamte Verteilungsfrage, Strategien gegen Massenarmut, die sozial-ökologische Transformation, die Geschlechterverhältnisse und vieles mehr.”

Schrooten warnt von einer allzu oberflächlichen Debatte: “Risiken lassen sich nicht mit Resilienz entschärfen. Der Umgang mit Risiken muss gut durchdacht und abgewogen werden. Besser als alle Resilienz ist die Vermeidung von menschengemachten Krisen und Katastrophen. In diesem Spannungsfeld muss Resilienz bewertet werden.”

Den kompletten Gastbeitrag von Mechthild Schrooten lesen Sie im Rotunde-Blog der Evangelischen Akademie Tutzing.

Hinweis:
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Prof. Dr. Mechthild Schrooten spricht auf der Tagung “Gesellschaftliches Risiko & Resilienz”, die von 21. bis 23. April 2023 an der Evangelischen Akademie Tutzing stattfindet.

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