Piazolo strebt „Rückkehr zum Regelbetrieb“ an
Der Bayerische Kultusminister möchte, dass der Schulbetrieb in Bayern wieder im Normalbetrieb läuft – mit Hygieneauflagen. Eine Maskenpflicht für Lehrerinnen und Lehrer während des Unterrichts lehnt er ab. Wichtig ist ihm unter anderem, dass die Bildungsziele nicht aus dem Blick geraten.
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Gegen eine Maskenpflicht für Lehrkräfte hat sich der Bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus, Prof. Dr. Michael Piazolo, ausgesprochen. Im „RotundeTalk“ der Evangelischen Akademie Tutzing sagte Piazolo, er könne sich diese für Unterrichtende nicht vorstellen. Zum Reden gehöre nicht nur die Stimme, sondern auch das Gesicht, Gestik und Mimik. Die Rückkehr zum Regelbetrieb an Schulen sei das Ziel – unter den geltenden Hygieneauflagen. „Ein Risiko bleibt“, so der Kultusminister, „das wollen wir aber minimieren und auch viel testen.“ Nach jetziger Erfahrung sei das Infektionsgeschehen nicht von der Schule und den Kindern, sondern von Großveranstaltungen ausgegangen. Der Gesundheitsschutz habe Priorität, doch dürften auch die Bildungsziele nicht aus den Augen gelassen werden. Unter den Corona-Bedingungen sei der Lernfortschritt nicht im gleichen Maß erreicht worden wie zuvor im Regelbetrieb. Hier bestehe eine Verpflichtung gegenüber der jungen Generation.
Im Gespräch mit dem Jugendbotschafter der Akademie, dem 17-jährigen Schüler Joshua Steib, äußerte sich der Kultusminister skeptisch gegenüber einer Beibehaltung des Wechsels von Kleingruppenarbeit in der Schule und Unterricht zu Hause. Es gebe auch „kritische Rückmeldungen“. Die Betreuung zu Hause stelle Eltern vor enorme Herausforderungen. Piazolo räumte ein, dass in der Kleingruppe das Arbeiten leichter sei. Er wies aber auch darauf hin, dass die Klassenstärke in Bayern rückläufig sei. Wollte man diese halbieren, verdoppelten sich die Personalkosten. Ein solches Modell sei nicht finanzierbar, auch fehlten die dafür nötigen Lehrkräfte.
„Geld für Bildung ist generell gut angelegt“, betonte Kultusminister Piazolo. Dennoch sieht er Berechnungen kritisch, wie sie etwa die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aufgestellt hat. Demnach bringe ein Euro, der in Bildung investiert werde, eine Rendite von sechs bis zehn Prozent, wovon der Staat durch höhere Steuereinnahmen profitiere. Piazolo sprach von einem „Denkfehler“, denn er sehe hier keinen Automatismus. Dies bestätige der Blick etwa auf Italien und Spanien. Dort hätten junge Leute durchschnittlich höhere Abschlüsse. Doch führten diese nicht zu höheren Steuereinnahmen in diesen Ländern.
Im „RotundeTalk“ widersprach der Kultusminister Forderungen nach der Einführung eines Schulfachs „Medienkompetenz“. Sie sei schon in der Grundschule ein Thema. Auf der technischen Ebene brächten die Schülerinnen und Schüler meist viel mit. Es komme darauf an zu vermitteln, „dass ein Facebook-Post nicht die gleiche journalistische Wertigkeit hat wie ein Beitrag des Bayerischen Rundfunks oder der Süddeutschen Zeitung“. Medienkompetenz gehöre nicht nur in den Deutsch- und Sozialkundeunterricht, sondern etwa auch in den Religionsunterricht.
Der „RotundeTalk“ ist ein neues Gesprächsformat der Evangelischen Akademie Tutzing. Menschen aus Politik, Kultur und Gesellschaft sprechen im Interview über ihre Erfahrungen im Umgang mit der Corona-Pandemie, über die Herausforderungen dieser Krise und wie es danach weitergehen könnte. Gäste sind u.a. Sozialministerin Carolina Trautner, Digitalministerin Judith Gerlach, Bundesministerin a.D. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier, der Musiker Peter Maffay, der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds Bayern, Matthias Jena, die Kabarettisten Gerhard Polt und Christian Springer, die Künstlerin Ilana Lewitan sowie der Astrophysiker Harald Lesch. Alle Interviews sind auf dem YouTube-Kanal der Akademie abrufbar und werden sukzessive veröffentlicht.
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Bild: Der bayerische Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo und Joshua Steib, Jugendbotschafter der Evangelischen Akademie Tutzing (Foto: ma/eat archiv)
Prof. Dr. Michael Piazolo in der Rotunde der Evangelischen Akademie Tutzing (Foto: ma/eat archiv)