Persönliche Verantwortung als Grundmotiv aller Wertschätzung
Zehn Jahre Wertebündnis Bayern – fünf Jahre Stiftung Wertebündnis Bayern. Wir sind dankbar und froh, Partner des Bündnisses zu sein. „Junges Forum“-Studienleiterin Julia Wunderlich vertritt die Evangelische Akademie Tutzing in dieser wichtigen Plattform. In einem Interview für das Online-Magazin des Wertebündnisses spricht Akademiedirektor Udo Hahn über das Wesen der Werte.
Stiftung Wertebündnis Bayern: Welche Werte Ihrer Organisation haben sich in der Krise besonders bewährt?
Udo Hahn: Toleranz und christliche Verantwortung sind die Werte, die unsere Arbeit prägen – auch in der Krise. Wir haben die letzten Monate genutzt, die Entwicklung digitaler Angebote voranzutreiben und neben Online-Diskursformaten den Podcast „Seefunken“ und die Video-Gesprächsreihe „RotundeTalk“ mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens entwickelt. Unsere Präsenz in der digitalen Welt ersetzt natürlich nicht die persönliche Begegnung. Vielen Menschen ist bewusst geworden, dass diese unverzichtbar ist und einen Wert für sich darstellt.
Wie gehen Sie mit (vermeintlich) konkurrierenden Werten um (wie z.B. den Grundrechten)?
Grundrechte stehen nicht zur Disposition. Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sind im Konflikt die entscheidenden Maßstäbe. Im einen Fall wird gefragt, was allen Menschen dient. Im anderen Fall geraten die Schwachen in den Blick, für die in der Gesellschaft eine besondere Fürsorgepflicht besteht. Die Unabhängigkeit der Justiz garantiert, dass in der Situation des Konflikts Angemessenheit und Verhältnismäßigkeit geprüft werden können. Oder mit den Worten Immanuel Kants: „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.“
Welche Werte sind am besten geeignet, um nach der Krise wieder eine verbindende (und verbindliche) Wirkung zu entfalten?
Besonnenheit, Bescheidenheit, Geduld, Gelassenheit, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Mut, Nächstenliebe, Rücksicht, Solidarität, Toleranz, Verantwortung, Zivilcourage.
Haben Sie in der Krise neue oder Ihnen bisher fremde Seiten eines Wertes erkannt?
In einer funktionierenden Zivilgesellschaft ist die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, ein Grundmotiv, sich zu engagieren. Die aktuelle Krise hat eindrucksvoll gezeigt, dass viele Menschen verantwortlich, solidarisch und uneigennützig handeln.
Welcher Wert ist in einer Krise am stärksten bedroht? Und wie lässt er sich schützen?
In dieser Krise ist Respekt als Wert besonders gefährdet durch egoistisches und respektloses Verhalten. Es braucht Mut und Zivilcourage, solchen Entwicklungen entgegenzutreten. Und zwar überall: in der persönlichen Begegnung wie etwa in der digitalen Welt.
Hier gelangen Sie zur vollständigen Ausgabe des Online-Magazins.
Weitere Informationen:
„Im Wertebündnis Bayern wird Demokratie gelebt und dadurch Demokratie belebt: Neben dem Öffnen von Erfahrungs- und Handlungsräumen, vor allem für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, zeigt das Wertebündnis als Labor für ganz Bayern, wie auf der Grundlage eines demokratischen Wertefundaments eine Auseinandersetzung über unterschiedliche Werte ermöglicht werden kann. Neben den konkreten Projekten geht es deshalb immer auch um die Auseinandersetzung im Wertebündnis und die weitere Vernetzung der Zivilgesellschaft.“ Dr. Andrea Taubenböck, geschäftsführender Vorstand der Stiftung Wertebündnis Bayern. (Quelle: Stiftungen.org)
Die Evangelische Akademie Tutzing ist Partner der Stiftung Wertebündnis Bayern. Sie wird vertreten durch Julia Wunderlich, Studienleiterin im Jungen Forum der Akademie. (Link zum Profil auf der Homepage der Akademie)
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Bild: Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing (Foto: Haist/eat archiv)
Julia Wunderlich, Studienleiterin Junges Forum und Mitglied im Wertebündnis Bayern (Foto: dgr/eat archiv)