Ohne digitale Barrierefreiheit gibt es keine Demokratie – und umgekehrt
von Pressestelle × am 31. Oktober 2022Domingos de Oliveira ist von Geburt an blind und der Auffassung: Digitale Barrierefreiheit ist kein Nischenthema, sie geht uns alle an. In seinem Gastbeitrag für die Evangelische Akademie Tutzing schildert er, warum Demokratien und digitale Teilhabe sich gegenseitig bedingen.
“In allen politischen Systemen jenseits der Demokratie werden die Menschen bevormundet. Oft mit einer paternalistischen, wohlwollenden Attitüde, aber in jedem Fall bevormundet. Dies gilt insbesondere für Menschen mit Behinderung.”, schreibt Domingos de Oliveira im neuesten Beitrag auf dem “Rotunde”-Blog der Evangelischen Akademie Tutzing. De Oliveira ist Politikwissenschaftler, von Geburt an blind und einer der wenigen Expert:innen zum Thema digitale Barrierefreiheit in Deutschland. Für ihn ist klar: “Menschen mit Behinderung sind auf Barrierefreiheit angewiesen, aber fast alle profitieren von einer barrierefreien digitalen Umgebung.” Mit seiner Arbeit möchte er das Thema aus der Nische holen und stellt zwischen Demokratien und der Möglichkeit zur digitalen Partizipation aller Menschen einen direkten Zusammenhang her.
“Nur in der Demokratie sind wir in der Lage, uns offen und frei zu äußern und eine Öffentlichkeit für unsere Situation zu gewinnen. Nur in der Demokratie können wir auch die Regierung und die öffentlichen Stellen kritisieren, unsere Rechte einklagen und auch Recht bekommen.”
Dass in politischen Gremien und Parteien Minderheiten wie etwa Menschen mit Behinderung noch immer unterrepräsentiert sind, stößt bei de Oliveira auf Kritik. Er sieht hier einen Ausschluss von vielen Menschen, der überdies mit dem Zuwachs an digitalen Veranstaltungen und Zusammenkünften noch zugenommen hat.
Mittlerweile sei Technik “das Tor zur politischen Partizipation”. Für die Lebendigkeit und Repräsentativität der Demokratie sei es daher wichtig, “dass Menschen aus allen Schichten und mit unterschiedlichen Hintergründen in den politischen Gremien präsent sind und sich aktiv einbringen können.” Das erhöhe nicht nur die Legitimation der Entscheidungen, es und sorge auch für eine höhere Akzeptanz in den betroffenen Gruppen.
Den kompletten Gastbeitrag von Domingos de Oliveira lesen Sie im Rotunde-Blog der Evangelischen Akademie Tutzing.
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