Neue Podcastfolge über Demenz

“Die Menschen nehmen durchaus wahr, was mit ihnen passiert.” Das sagt Barbara Kittelberger, die frühere Stadtdekanin von München, die ehrenamtlich auf einer Demenzstation arbeitet. In der neuen “Seefunken”-Folge spricht sie gemeinsam mit Dr. Hendrik Meyer-Magister über ein Thema, das immer mehr Menschen in Deutschland betrifft: Demenz.

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Knapp zwei Millionen Menschen in Deutschland leben mit demenzieller Veränderung – Tendenz steigend. Hochrechnungen beziffern die Anzahl bis zum Jahr 2050 auf knapp drei Millionen Menschen. In Zeiten des demografischen Wandels und einer zunehmenden Knappheit an Pflegepersonal steht die Gesellschaft vor großen Herausforderungen. Wie gestalten wir – auch als Kirche – die Zukunft für demenziell veränderte Menschen in unserer Mitte und für die, die sich um sie kümmern? Und wo können sich Betroffene ganz aktuell Hilfe holen und austauschen?

Darum ging es unter anderem im Demenz-Schwerpunkt der Evangelischen Akademie Tutzing im zurückliegenden Programmjahr. Neben einer Wochenendtagung im Mai (“Zukunft Demenz. Perspektiven für eine älter werdende Gesellschaft” vom 3.-5. Mai 2024) fanden in ganz Bayern in Zusammenarbeit mit den örtlichen Freundeskreisen der Akademie Veranstaltungen unter dem Titel “Nicht vergessen!” statt: in Weiden in der Oberpfalz, Nördlingen, Kulmbach, München, Kaufbeuren und Nürnberg (mehr dazu hier). Darin berichteten Angehörige und Betreuende von ihren Erfahrungen, Netzwerke stellten ihre Angebote vor und es ging auch um die Aufgabe der Kirche hinsichtlich der Sorge für Menschen mit Demenz.

Im “Seefunken”-Podcast mit Dorothea Grass, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, berichten der zuständige Studienleiter Hendrik Meyer-Magister sowie Barbara Kittelberger, Pfarrerin im Ruhestand, ehrenamtliche Seelsorgerin auf einer Demenzstation sowie Vorsitzende des Münchner Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing, von ihren Erfahrungen und der Auseinandersetzung mit dem Thema.

Wie geht es Menschen, die von einer demenziellen Erkrankung betroffen sind? Was benötigen sie und ihre Angehörigen? Wie kann sich die Kirche in die Unterstützung Demenzkranker einbringen?

Barbara Kittelberger erzählt von ihren Begegnungen mit Menschen, die damit umgehen müssen, dass viele Dinge aus ihrem Leben verschwinden, die sie einmal ausgemacht haben. Demenzkranke verspürten Angst, Scham, Aggression, Schuld und Verzweiflung – und seien dabei immer weniger artikulierfähig, berichtet die frühere Münchner Stadtdekanin. Zentral im Umgang mit Betroffenen seien “Begegnung und Beziehung”. Barbara Kittelberger ist überzeugt: “Das Herz und die Seele können nicht dement werden.” Die Menschen spürten, was mit ihnen los sei.  Es sei wichtig, Respekt zu behalten vor der jeweiligen Person und sich klarzumachen, dass der erkrankte Mensch “auch in der Reduziertheit als Mensch da ist”.

Hendrik Meyer-Magister nennt im Podcast Angebote in bayerischen Regionen und von Netzwerken zur Hilfe für Betroffene und berichtet auch von Beispielen, mit denen die Kirche vorangeht. Dazu gehören etwa demenzsensible Gottesdienste oder auch Räume, die die Kirche zur Verfügung stellt. Häufig fehle es jedoch an Kleinigkeiten, sagt Hendrik Meyer-Magister. Zum Beispiel, wenn Angebote zur Versorgung demenzkranker Menschen und ihrer Familien nicht zu denen vordringen, die Hilfe benötigen. Hier könnte Kirche vermitteln, so der Pfarrer und Studienleiter der Evangelischen Akademie Tutzing.

Die Not der Menschen sei oft versteckt, fügt Barbara Kittelberger im “Seefunken”-Gespräch hinzu. Aus diesem Grund brauche es ein waches Bewusstsein für das Thema – eine “demenzsensible Gemeinde” sei eine Frage der Haltung. Beide sprechen sich dafür aus, dass Kirche neue Formen inklusiver Angebote findet und Begegnungen ermöglicht.

WEITERE LINKS: 

  • “Mit Demenz leben lernen” – Gastbeitrag von Prof. Dr. habil. Thomas Klie im “Rotunde”-Blog der Evangelischen Akademie Tutzing hier lesen
  • “Demenz-App, Ethik, Herz und geschlossene Türen” – Bericht von Felix Franke, Seniorenbeauftrager aus Kaufbeuren über den Fachtag “Nicht vergessen!” am 19. April in Kaufbeuren hier lesen

Bild: Studienleiter und stellvertretender Akademiedirektor Dr. Hendrik Meyer-Magister und Barbara Kittelberger, Pfarrerin im Ruhestand, ehrenamtliche Seelsorgerin auf einer Demenzstation sowie Vorsitzende des Münchner Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing. (Foto: dgr / eat archiv)

Seefunken-Podcast im August 2024

Aktuelle Folge des "Seefunken"-Podcasts

Wie geht es Menschen, die von einer demenziellen Erkrankung betroffen sind? Was benötigen sie und ihre Angehörigen? Wie kann sich die Kirche in die Unterstützung Demenzkranker einbringen? In der aktuellen Podcastfolge geht es um das Thema Demenz – nicht vergessen!

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