„Markus Söder. Politik und Provokation“
Am 16. März wurde Ministerpräsident Markus Söder in München vereidigt. Knapp einen Monat später folgte am 12. April die Buchpremiere von „Markus Söder. Politik und Provokation“. Zur Buchpremiere eingeladen hatten die Verlagsgruppe Droemer Knaur und die Evangelische Akademie Tutzing. Im Orangeriesaal in Schloss Nymphenburg, wo einst die Orangenbäume überwinterten, wollten rund 150 Gäste wissen, was die investigativen Journalisten bei ihren Recherchen über Söder herausbekommen haben, die laut der Mittelbayerischen Zeitung dazu beigetragen haben, dass Söders Bild „viel an Schärfe und Tiefe“ gewonnen hat.
Zur Premiere gekommen waren Medienvertreter von Funk, Presse und Fernsehen und das Stammpublikum der Akademie. Auf dem Podium saßen die beiden Autoren Uwe Ritzer und Roman Deiniger sowie der ehemalige Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber, der das Buch bereits komplett gelesen hatte, das von sich selbst im Untertitel ganz selbstbewusst behauptet „Die Biografie“ zu sein.
Das Kurioseste der offiziellen Buchpräsentation: Aus dem Buch selbst wurde kein einziger Satz vorgelesen. Und auch der Porträtierte war nicht da, weil er bei einer anderen Veranstaltung in Bayreuth als Ministerpräsident unabkömmlich war. Dennoch dürfte sich die Buchpremiere für die Gäste gelohnt haben. Weil sie von den beiden Autoren im Laufe des Abends in vielen Facetten erfuhren, wie der neue Ministerpräsident so tickt. Schließlich haben die beiden Journalisten der Süddeutschen Zeitung mit etlichen Zeitzeugen und Weggefährten über den neuen Ministerpräsidenten und seine Vergangenheit gesprochen. Darunter auch Stoiber, der als politischer Ziehvater von Söder gilt.
Der lobte die Biografie gleich nach den einleitenden Worten von Stefan Ulrich Meyer, der die Abteilung Sachbuch bei Droemer Knaur verantwortet, als „erstaunliche Recherchearbeit“, die „spritzig“ geschrieben sei. Die beiden Autoren seien allen Klischees über Söder nachgegangen und hätten alle Seiten gewürdigt. Ein frühes Lob, das Ritzer zu diesem flapsigen Einwurf verleitete: „Schön, dann können wir ja gleich zum Imbiss übergehen…“
Im Laufe der von Akademiedirektor Udo Hahn moderierten Diskussion wurde deutlich, dass das Buch „kein Schnellschuss“ sei und auch nicht „mit heißer Nadel gestrickt“ wurde. Ritzer und Deininger betrieben viel Aufwand für das 360-seitige Werk, führten über einhundert Gespräche mit Weggefährten aus der Schulzeit, der JU-Zeit bis hin zu Kabinettskollegen, um sich dem Phänomen Söder anzunähern. Ritzer lernte ihn dabei als „unglaublich fleißig und präsent“ kennen. Den Weißenburger Journalisten überraschte am meisten, dass Söder schon immer auf die gleiche Art und Weise seine Ziele und Ämter erkämpft habe. Auf ihn habe das so gewirkt, als sei „Markus Söder als junger Mann in die Ursuppe der CSU gefallen, so wie einst Obelix in den Zaubertrank“. Ein Vergleich, mit der der Autor die Lacher auf seiner Seite hatte.
Für Stoiber steht fest, dass Söder ein Politiker ist, der sich und seine politischen Ziele darstellen kann und engagiert in der großen Volkspartei CSU mitarbeiten und mitgestalten will: “Ohne diesen Machtwillen geht es nicht.“ Von Söders Durchsetzungskraft sei er von Anfang an beeindruckt gewesen – auch schon als der Nürnberger JU-Vorsitzender war: „Schon da war er sehr kantenreich“, sagte Stoiber. Eine Einschätzung, die auch Deiniger teilt: „Er bringt die Kälte mit, um die Entscheidungen zu treffen, die ihm weiterhelfen.“ Zudem sei der ausgebildete TV-Journalist „ein begabter Bilderschöpfer – auch wenn das manchmal zu Lasten des Inhalts geht.“
Zu dieser Begabung konnte Ritzer eine Anekdote beisteuern: So soll Söder zu einem Grillfest eines Gartenvereins im Nürnberger Land einmal selbst das Bierfass mitgebracht haben, um ein Foto vom Anstich in der Lokalpresse lancieren zu können. Die geplante Inszenierung, davon ist auch Deininger überzeugt, ist Söders Markenzeichen.
Stoiber, der während der gesamten Buchpremiere sehr konzentriert und mit sich selbst im Lot wirkte, stellte Söders „ungeheuren Eifer und seine Einsatzbereitschaft“ heraus, der sich als Sohn eines Maurers alles hart erarbeiten musste und es dann auch erreicht habe. Als einzigen Ratschlag empfahl er seinem Nachfolger, mehr Geduld mit sich selbst zu haben. Dann sei ihm als Ehrenvorsitzenden der CSU auch nicht bange um die Partei: “Meine Hoffnung in die Kraft der CSU ist unbegrenzt.“
Markus Steiner
Fotos: Robert Renner
Buchvorstellung im Orangeriesaal Schloss Nymphenburg: Die Autoren Uwe Ritzer und Dr. Roman Deininger im Gespräch mit dem CSU-Ehrenvorsitzenden Dr. Edmund Stoiber, moderiert von Akademiedirektor Udo Hahn (v.l.n.r.).
Gründliche Recherche: Uwe Ritzer und Dr. Roman Deininger, Journalisten der Süddeutschen Zeitung.
Würdigte die Biographie über Ministerpräsident Dr. Markus Söder: “Ziehvater” Dr. Edmund Stoiber.
Fragte bei der Präsentation auch nach dem Christlichen in der CSU und nach Söders evangelischem Profil: Akademiedirektor Udo Hahn.