IHK-Präsident Sasse: Deutschland braucht Reformen
Dr. Eberhard Sasse, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern sowie Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages BIHK, bescheinigt der Politik generell ein gutes Management in der Corona-Krise. Mit wirtschaftlichen Prognosen sei er dennoch vorsichtig, sagt er im Gespräch mit Akademiedirektor Udo Hahn.
Deutschland ist nach den Worten des Präsidenten der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern, Dr. Eberhard Sasse, „gut aufgestellt“, um die Folgen der Corona-Pandemie zu bewältigen. Es gebe allerdings Opfer der Krise. Im „RotundeTalk“ der Evangelischen Akademie Tutzing sagte Sasse, er sehe „ein kräftiges Licht am Ende des Tunnels“, rechne aber zunächst mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um bis zu einer Million Menschen. Was die wirtschaftliche Erholung betrifft, sei er jedoch vorsichtig mit Prognosen. „Die Welt nach Corona wird nicht wie vorher sein“, ist der Unternehmer überzeugt. Deutschland habe „beste Ressourcen“, brauche aber Reformen, denn es habe vor der Krise strukturelle Probleme gehabt, die es jetzt überwinden müsse. Dazu gehöre u.a. eine bessere Förderung von Start-up-Unternehmen und eine intensivere Forschung im Bereich Künstliche Intelligenz.
Der Präsident der mit mehr als 390.000 Mitgliedern größten IHK in Deutschland bescheinigte der Politik generell ein gutes Management in der Corona-Krise. Sie habe die Wirtschaft gerettet. Jetzt beginne die Phase des Wiederaufbaus. Sasse, der mit seinem Unternehmen Komplettanbieter im Facility Management ist und fast 6.000 Menschen beschäftigt, würdigte die unterschiedlichen Konjunkturprogramme, die vom Bund und den Ländern beschlossen wurden. Das Bewusstsein für den Mittelstand sei jedoch in Bayern ausgeprägter als im Bund.
Die deutsche Wirtschaft werde auch nach der Pandemie exportorientiert bleiben. Für „brandgefährlich“ hält er nationalistische Strömungen, die mit dem Versprechen antreten, das Rad der Globalisierung zurückzudrehen. „Isolation ist keine Alternative“, so Sasse. Die Globalisierung habe dazu geführt, dass die Armut zum Beispiel in den Schwellenländern zurückgehe.
Angesichts leerer Kassen in den Kommunen und einer angespannten Finanzlage in den Unternehmen wird es seiner Meinung nach „auf absehbare Zeit keine Lohnerhöhungen“ geben können. Er freue sich aber, dass in der Pandemie ein Bewusstseinswandel stattgefunden und zu einer Imageverbesserung mancher Berufe geführt habe. Diese Anerkennung sei für die Beschäftigten mindestens so wichtig wie die Bezahlung.
Der „RotundeTalk“ ist ein neues Gesprächsformat der Evangelischen Akademie Tutzing. Menschen aus Politik, Kultur und Gesellschaft sprechen im Interview über ihre Erfahrungen im Umgang mit der Corona-Pandemie, über die Herausforderungen dieser Krise und wie es danach weitergehen könnte. Gäste sind u.a. Sozialministerin Carolina Trautner, der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier, der Musiker Peter Maffay, der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds Bayern, Matthias Jena, die Kabarettisten Gerhard Polt und Christian Springer, die Künstlerin Ilana Lewitan sowie der Astrophysiker Harald Lesch.
Die Interviews werden sukzessive auf dem YouTube-Kanal der Akademie publiziert.
Zum vollständigen Interview mit Dr. Eberhard Sasse auf YouTube gelangen Sie über diesen Link.
Bild: Eberhard Sasse und Udo Hahn in der Rotunde der Evangelischen Akademie Tutzing (Foto: ma/eat archiv)