„Ich mag Noten, die dagegen reiben“
Die Jazzmusikerin und Bigband-Leaderin Monika Roscher spricht im RotundeTalk mit Studienleiter Jochen Wagner über Musikmachen in Zeiten von Corona, ihre große Leidenschaft Jazz und die Parabel der Blue Notes auf das Leben.
Keine Gigs, keine Konzerte – Corona hat alle, die vor Publikum auftreten, vor ein existenzielles Problem gestellt. Die von Förderung ohnehin nicht verwöhnten Jazzmusikerinnen und Jazzmusiker trifft es besonders hart, denn wer nicht wenigstens noch mit Unterricht etwas verdient, steht mittellos da. Die Gitarristin, Komponistin und Jazzmusikerin Monika Roscher und ihre Bigband können wahrhaft ein Lied davon singen.
Dabei ist es jahrelange Arbeit, bis man ein Können auf hohem Niveau erreicht. Hinzu kommt die Passion mit den Blue Notes und dem Beat. Monika Roscher ist der Auffassung, dass das „Durchwurschteln zum Jazz dazugehört“ – Musikerin sein in Zeiten der Pandemie ist dennoch eine ganz eigene Herausforderung. Auch Monika Roscher hat den 1000 Euro Antrag auf Unterstützung gestellt.
1984 in Nürnberg geboren, studierte sie Jazzgitarre bei Peter O’Mara und Komposition bei Gregor Hübner an der Hochschule für Musik und Theater München. Auch eine Gastprofessur für Komposition an der Hochschule Osnabrück und regelmäßige Workshops füllen ihren Kalender. So kann sie sich gegenwärtig mit Kompositionen für Film und Fernsehen, Theater und Schauspiel über Wasser halten, ja sogar an ihrer dritten CD arbeiten. 40 000 Euro kommen da an Kosten für Studio, Technik und Minigagen für ihre Musiker zusammen. Denn Monika Roscher ist Leiterin einer 18-köpfigen Bigband. Seit ihrem Diplomabschlusskonzert 2011 tourt sie mit ihrer Truppe durch Europa und heimst auch international als Jazzgitarristin viel Lob und Respekt ein.
Wie es dazu kam? Die Eltern hörten eben Rock, Pop und Jazz. Zu Hause standen einige Instrumente: neben einem Klavier, einem Kontrabass und mehreren Gitarren stand da etwa auch Papas E-Gitarre, eine Fender-Stratocaster. Von klein auf habe sie Gitarre gespielt, erzählt Monika Roscher im Interview mit Jochen Wagner, irgendwann habe sie zu Weihnachten eine E-Gitarre geschenkt bekommen und durfte später auch auf der Stratocaster des Vaters spielen. Ihr Bruder nahm sie dann zu Jazzkonzerten mit, als sie noch Schülerin war, er Student. „Ich fand Jazz immer spannend“, erzählt sie. Für sie sei diese Musik der beste Weg, sich auszudrücken und ihre Leidenschaft zu leben. Mainstream-Musik, die gemacht wurde, um zu konsumieren, interessiert sie nicht, sagt sie selbst. Es sei der Ausdruck von Menschen, der sie fesselt und bedeutet, dass Menschen beim Musizieren frei sind und sich ausleben können.
Tägliches Spielen, alleine und in der Bigband – in der auch ihr Bruder spielt – hat die Blue Notes zum Gleichnis für ein Leben „nicht vom Blatt“, sondern voll Kreativität und Improvisation werden lassen. Monika Roscher mag die Blue Notes, weil sie „nicht glatt sind“, sondern „dagegen reiben“. Die Improvisation zeige auf mehreren Ebenen: „Wir haben’s nicht im Griff, was passiert.“ – Ihr Traum? „Mit der Band alt werden können.“
Hinweis: Hier können Sie das Video-Interview mit Monika Roscher auf YouTube ansehen.
Bild: Monika Roscher im Mai 2020 zu Besuch in der Evangelischen Akademie Tutzing (Foto: ma/eat archiv)