Fragen zum Umgang mit der Energiekrise

Die Preisanstiege für Strom- und Heizenergie sind in allen Tagungshäusern der bayerischen Landeskirche deutlich spürbar – auch in der Evangelischen Akademie Tutzing. Der Evangelische Pressedienst (epd) berichtete am 27.9. ausführlich darüber. Hier lesen Sie Antworten der Akademieleitung auf die drängendsten Fragen.

Evangelischer Pressedienst: In welch prozentualer Höhe bewegen sich die erwarteten Strompreis-/Heizkostensteigerungen in diesem Winter in Ihrer Einrichtung?

Evangelische Akademie Tutzing: Ende 2022 läuft unser aktueller Stromvertrag aus. Hier steht eine Erhöhung um das Zehnfache im Raum. Eine kleine Photovoltaik-Anlage auf unseren Wirtschaftsgebäuden trägt dazu bei, den Stromeinkauf zu reduzieren. Durch einige bauliche Maßnahmen konnte der Stromverbrauch etwas gesenkt werden. Mit sehr hohen Heizkosten kämpfen wir dagegen schon das ganze Jahr. Die Kosten betragen das Drei- bis Vierfache gegenüber 2021.

Welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie? Werden Raumtemperaturen abgesenkt, Räume evtl. gar nicht mehr geheizt, die Heizung modernisiert?

Unser Heizungssystem wurde während der Pandemie grundlegend modernisiert. Es wurde ein hydraulischer Abgleich durchgeführt und die Regelung optimiert. Die Pumpenleistung konnten wir mit moderner Technik von 1000 auf 100 Watt reduzieren. Ein effizientes Blockheizkraftwerk wurde installiert, das allerdings mit Gas betrieben wird. Darüber hinaus haben wir auch einen Weg gefunden, einen Pelletkessel und Pelletlager einbauen zulassen, um nicht mehr rein von fossilen Brennstoffen abhängig zu sein. Leider sind die Preise für Pellets ebenfalls über das Dreifache gestiegen – und wir müssen mit sehr langen Lieferzeiten rechnen.

Unser Restaurant, eine Art Wintergarten, wurde von allen Seiten gut gedämmt und eine neue Fußbodenheizung eingebaut. Darüber hinaus leiten wir Abwärme unsere Kühlhäuser in die Fußbodenheizung ein. Jedes Grad zählt hier und die Abwärme macht ca. drei Grad aus.

Es wurde baulich schon viel unternommen, um in den historischen Gebäuden Energie zu sparen. Leider reicht dies alles nicht aus, um den Energiebedarf soweit zu senken, dass wir ohne Sorge auf den Winter und das kommende Jahr blicken können. Wir prüfen daher weitere Maßnahmen. Darüber hinaus müssen wir auch auf die Mithilfe unserer Mitarbeitenden und Gäste setzen, z.B. wenn es um das richtige Lüften der Räume geht, das Schließen von Türen,  auch niedrigere Raumtemperaturen zu akzeptieren.

Bringen Sie die Preisentwicklungen bei Strom, Heizung und anderen laufenden Kosten in wirtschaftliche Schwierigkeiten?

Wenn die Situation noch länger anhalten sollte, ist dies nicht auszuschließen.

Wie versuchen Sie, diese Mehrkosten zu schultern? Sind Preiserhöhungen geplant – und wenn ja, in welchem Umfang?

Die Akademie hat schon vor Jahren begonnen, auch im Rahmen ihres Umweltmanagements und im Zuge von Sanierungsmaßnahmen Betriebskosten zu senken und Einsparungen – wo immer möglich – zu erzielen. Diese reichen jedoch nicht aus, um die aktuelle Kostenentwicklung zu kompensieren. Wir können derartige Preissteigerungen nicht alleine schultern und denken über moderate Preiserhöhungen nach. Eine Entscheidung gibt es aber noch nicht. Als Einrichtung der Kirche müssen wir im Blick behalten, dass unsere Bildungsangebote für Interessierte erschwinglich bleiben.

Die Fragen beantworteten Annette Findeiß (Verwaltungsleiterin) und Udo Hahn (Akademiedirektor)

 

Mehr über unser Nachhaltigkeitskonzept, unser Umweltmanagement und Energiesparmaßnahmen können Sie hier erfahren:

Nachhaltigkeitsbericht der Akademie 2022

Infotafeln zur Ausstellung über die Umweltarbeit der Akademie

Informationen zur EMASplus-Rezertifizierung 2022

Hier der Bericht des Evangelischen Pressedienstes vom 27.9.2022

Energiepreis-Explosion belastet auch evangelische Tagungshäuser

Trotz Sparbemühungen: Manche Einrichtungen blicken besorgt in Zukunft

von Daniel Staffen-Quandt (epd)

Tutzing/Rothenburg/Gerolfingen (epd). Die steigenden Preise für Energie und Lebensmittel machen auch den Tagungshäusern der evangelischen Landeskirche zu schaffen. Obwohl beinahe überall schon moderne LED-Beleuchtung statt herkömmlicher Glühbirnen verwendet werden und vielerorts auch effiziente Blockheizkraftwerke im Einsatz sind – das alles reicht nicht, um die Preisexplosionen aufzufangen. Um Preiserhöhungen für Tagungsgäste wird wohl keines der Häuser herumkommen.

Geradezu dramatisch stellt sich die Lage der Evangelischen Akademie in Tutzing dar. Alle bereits ergriffenen Energiesparmaßnahmen reichten nicht aus, „dass wir ohne Sorge auf den Winter und das kommende Jahr blicken können“, heißt es am Starnberger See. Denn: Der aktuelle Stromvertrag des Hauses mit seinem renommierten „Politischen Club“ läuft Ende 2023 aus. Es stehe „eine Erhöhung um das Zehnfache“ im Raum. Auch die Heizkosten seien heuer das bis zu Vierfache von 2021.

Dabei geht man in Tutzing – wie in vielen anderen Tagungshäusern auch – unkonventionelle Wege: So wird etwa die Abwärme aus den Kühlhäusern in die Fußbodenheizung des Wintergartens eingespeist. Dies mache etwa drei Grad aus, die man nicht konventionell hochheizen müsse. Man könne die Mehrkosten aber wohl nicht allein schultern und denke über moderate Preiserhöhungen nach. Bleibe die Lage weiter so angespannt, seien wirtschaftliche Schwierigkeiten möglich.

Im Wildbad Rothenburg sieht man sich unterdessen gut gerüstet. Man schaue zwar „ernst, aber mit breiter Brust und dem nötigen Optimismus in den kommenden Winter“, betonte der wirtschaftliche Leiter des Wildbads, Stephan Michels. Man habe sich rechtzeitig gute Strompreiskonditionen sichern können und spare Strom, wo es geht. So werde die Außenbeleuchtung bis auf wenige Ausnahmen ab 21.30 Uhr abgeschaltet, im Gebäude helfen Bewegungs- und Anwesenheitsmelder, hieß es.

Man setze auch auf vermeintlich profane Maßnahmen, sagte Michels. So lasse man in der Küche beispielsweise die „Deckel auf den Töpfen“ und arbeite mit Restwärme, die Küchenlüftung arbeite mit einer Wärmerückgewinnungsanlage, man heize mit Nahwärme. Geplant sei aber auch, die Temperatur der Heizung vor allem nachts herunterzufahren – denn ab Oktober sollen auch für die Nahwärme die Preise um bis zu 70 Prozent steigen. Hierfür habe man bereits Rücklagen gebildet, erläuterte er.

Dem Evangelischen Bildungszentrum (EBZ) am Hesselberg nahe Gerolfingen machen die steigenden Energiekosten und andere Teuerungen „wirtschaftlich schon schwer zu schaffen“, erläutert EBZ-Leiter Christoph Seyler, der gemeinsam für den Hesselberg und dessen „Partnerhaus“, das EBZ Pappenheim spricht. Man rechne „mindestens mit der Verdoppelung unserer Energiekosten“, obwohl man mit dem EBZ Pappenheim gemeinsam Energielieferverträge zu verbesserten Konditionen geschlossen habe.

Um Energie zu sparen, hat das EBZ am Hesselberg seit Mitte August sein Schwimmbad geschlossen. „Das ist bedrückend“, sagt Seyler, denn das Schwimmbad wird nicht nur von den Gästen geschätzt, es wurde auch von Schulklassen und Schwimmschulen genutzt – die jetzt auf dem Trockenen sitzen. In Pappenheim wurde zum 1. September ein „EnergieEuro“ pro Gast und Übernachtung eingeführt, um die Energiekosten für das EBZ abzufedern. Eine Erhöhung des „EnergieEuro“ sei durchaus denkbar.

Pappenheim und Hesselberg gehen auch so weit, dass es denkbar scheint, eines der beiden Häuser beispielsweise tageweise, etwa in der Zeit zwischen den Jahren, zu schließen – und die wenigen Kurse in dieser Zeit dann im Partnerhaus stattfinden zu lassen. Um eine Erhöhung der Gebühren werde man nicht herumkommen. Doch könne man die „tatsächlichen Kosten nicht so ohne Weiteres vollständig“ auf die Gäste umlegen – manche Seminare wären für Normalverdiener so „kaum noch bezahlbar“.

Beim Thema Lebensmittel setzt derweil das Wildbad auf regionale Direkt-Zulieferer. So nehme man beispielsweise bei Jägern verstärkt „ganze Tiere“ und verarbeite diese komplett. Auch weite man das Angebot an vegetarischen sowie veganen Speisen immer weiter aus. Die Lieferketten des Wildbads seien „insgesamt etwas stabiler“ als andernorts, gleichwohl müsse man auch im Taubertal über eine Erhöhung der Preise nachdenken.
(00/3354/26.09.2022)
epd lbm dsq jo

 

Bild: Das Restaurant der Evangelischen Akademie Tutzing, ein Bau von Hans Busso von Busse. (Foto: ma/eat archiv)

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