Evangelische Akademie Tutzing übernimmt Antisemitismus-Definition der IHRA
Die Evangelische Akademie Tutzing bekräftigt ihr Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus sowie für die Stärkung der Demokratie, des Rechtstaats und der Zivilgesellschaft. Sie setzt sich für eine aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte ein. Akademiedirektor Hahn fordert Parteien, Kommunen, Kirchengemeinden und gesellschaftliche Institutionen dazu auf, die Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) anzunehmen.
„Wir haben in Deutschland ein Problem mit Antisemitismus“, so Akademiedirektor Udo Hahn. „Zu einer wirksameren Bekämpfung dieses Krebsgeschwürs braucht es eine neue gesamtgesellschaftliche Verständigung.“ Die Wiederholung der aus dem Massenmord an Juden entstandenen Selbstverpflichtung, dass ein solcher Zivilisationsbruch nie wieder geschehen dürfe, reiche nicht mehr aus, um den wachsenden Gefahren für jüdisches Leben wirkungsvoll zu begegnen. „Alle Bildungsträger sind gefordert, die Medien und auch die Justiz“, so Hahn.
Die Evangelische Akademie Tutzing hat sich jetzt der Definition von Antisemitismus angeschlossen, die 2016 von der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) entwickelt wurde. In ihr arbeiten 32 Staaten zusammen. Der Bundestag hat die Definition im Herbst 2018 angenommen. Sie lautet im Wortlaut: „Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort und Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen und religiöse Einrichtungen.“ Es wäre ein „deutliches und Mut machendes Signal“, betonte Hahn, wenn sich Parteien, Gewerkschaften, Kirchengemeinden, Kommunen, Verbände und gesellschaftliche Institutionen diese Definition zu Eigen machten.
Udo Hahn würdigte in diesem Zusammenhang auch die bundesweiten Aktivitäten der Evangelischen Akademien – insbesondere die erst unlängst erschienene 34-seitige Publikation „Antisemitismus und Protestantismus. Impulse zur Selbstreflexion“. Sie ist im Internet unter www.evangelische-akademien.de abrufbar. Der vom Dachverband Evangelische Akademien in Deutschland e.V. eingesetzten Fachgruppe dieses Projekts gehört auch Dr. Ulrike Haerendel an. Sie ist Historikerin und Studienleiterin an der Evangelischen Akademie Tutzing.
Zum Weiterlesen
Die Evangelischen Akademien in Deutschland haben die Broschüre „Antisemitismus und Protestantismus. Impulse zur Selbstreflexion“ herausgegeben. Sie ist entstanden im Projekt „Anti-Semitismus. Entwicklung und Erprobung von präventiven Konzepten im Kontext des Protestantismus“.
Mehr über das Projekt können Sie hier erfahren.