Ein Allrounder geht in den Ruhestand
Thomas Börner war 20 Jahre lang Hausmeister an der Evangelischen Akademie Tutzing. Nun verlässt der gebürtige Sachse seine Wohn- und Wirkstätte im Schloss Tutzing und verabschiedet sich in den wohlverdienten Ruhestand. Was bleibt, sind viele Erinnerungen und sein Fazit: “Es war eine richtig tolle Erfahrung.”
Als sich Thomas Börner mit seiner Familie im Jahr 2000 dazu entschloss, von Sachsen nach Bayern zu ziehen, um Hausmeister der Evangelischen Akademie Tutzing zu werden, stand die Abenteuerlust an oberster Stelle – dicht gefolgt vom Drang, als Allrounder zu arbeiten und dem Vertrauen darauf, dass alles nur gut werden kann.
Wer Thomas Börner bei seiner Arbeit auf dem zwei Hektar großen Gelände der Akademie erlebt hat, weiß: Diese Einstellung sollte in den Jahren zwischen 2000 und 2020 sein ständiger Begleiter bleiben. “Im Grunde habe ich bei der Bewerbung gar nicht gewusst, auf was ich mich einlasse”, erzählt er. Doch was hätte ihm schon passieren sollen? Der damals 43-jährige Heizungs- und Sanitärmonteur aus dem sächsischen Werdau hatte oft schon seinen älteren Sohn, als Lehrling in Bayern, von dieser malerischen Ecke Deutschlands schwärmen hören. Börner selbst war nach Jahrzehnten in einem Handwerksbetrieb auf der Suche nach einem “neuen Abenteuer” in einer reizvollen Gegend und einem Job, der vor allem Vielseitigkeit bot. Die sollte kein leeres Versprechen bleiben.
Als Hausmeister war er nicht nur der “Meister des Hauses”, wie Akademiedirektor Udo Hahn ihn bei einer – coronabedingt – kleinen Verabschiedung mit einem Augenzwinkern würdigte, sondern auch der Schlüssel zu jedem Zimmer und das Werkzeug für jeden Handgriff. Er sorgte dafür, dass im Winter die Wege von Eis und Schnee befreit waren, er kümmerte sich um die Pflanzen im Garten, den Rasen und die Bäume im Park, die Getränke- und Mülltransporte, die Technik für die Tagungen und anderen Veranstaltungen, die Aufbauten und Abbauten, die Kühl- und Heizungsanlage, kleinere Reparaturen und die Handwerker, die für die größeren Einsätze auf das Gelände kamen. Kein Sonderwunsch aus dem Team der Studienleitung, der ihm ungelegen kam, kein neues Veranstaltungs-Unterfangen, dass nicht sein Anpacker-Gen berührt und seine Freude am Improvisieren gekitzelt hätte. Mit derselben Verständlichkeit, mit der er für das Team von Hollywood-Starregisseur Oliver Stone Ansprechpartner war, der Szenen für seinen Spionagethriller “Snowden” hier drehte, kümmerte er sich auch um Lagerfeuerabende für Tagungen des Jungen Forums samt zurechtgeschnitzter Äste für das Stockbrot.
Hausmeister war sein Traumjob: “Es gibt tausend Handgriffe, die man erledigen kann und dabei lernt man immer noch dazu.” Dass er in einer besonderen Bildungsstätte landen sollte, habe er als zusätzliches Glück empfunden. Die Begegnungen, die er hier gehabt habe, seien etwas Bleibendes, der Ort etwas ganz Besonderes.
Nach den Highlights seiner Tätigkeit in Tutzing gefragt, nennt er vor allem Momente der Begegnung: die Jahresempfänge und Treffen mit Politikern und Prominenten, die Unterstützung von Filmteams bei Dreharbeiten mit dem Schloss als Kulisse, die vielen lustigen Momente mit den Zivildienstleistenden in der Akademie oder auch die schönen Konzerte. Viele Bilder ziehen in diesen letzten Tagen in der Akademie an seinem inneren Auge vorbei. Wenn er eins anklickt, dann kommen die Erinnerungen alle wieder. Etwa, wie die Tabaluga Kinderstiftung von Peter Maffay mehrere Tage lang im Haus gewesen war und es am Ende ein großes Konzert mit der Band gegeben habe. “Da hat alles gewackelt in der Bude, das war klasse!”, schwärmt Thomas Börner. Oder wie während der Dreharbeiten zum Film “Snowden” ein Orkansturm aufgekommen sei, der die Requisiten durch den Park fliegen ließ. In dieser Zeit sei er “ganz schön geflitzt”, drei Tage lang sei er ununterbrochen auf den Beinen gewesen – auch wenn im Film nichts von ihm zu sehen sei. Die Entscheidung, vor zwanzig Jahren nach Tutzing gezogen zu sein, sei dennoch absolut richtig gewesen.
Nun beginnt für Thomas Börner und seine Frau eine “neue Herausforderung”, wie er es nennt: “der letzte Lebensabschnitt”. Vom Starnberger See zieht er nach Norden, in eine Gegend, in der es sich ebenfalls trefflich im See schwimmen lässt: die Seenlandschaft von Mecklenburg-Vorpommern. Ab 12 Grad Wassertemperatur beginnt für Thomas Börner die Badesaison – diese Gewohnheit wird ebenfalls mit Erinnerungen an seine Zeit in Tutzing verknüpft bleiben, als er sich mit (hier nicht namentlich erwähnten) Studienleitern einen Wettstreit lieferte, wer als erster im Jahr anbadet.
Die Erinnerungen bleiben auch denen, die zurückbleiben – und sich auf ein Wiedersehen freuen, diesmal als Gast. Alles Gute für den Ruhestand, lieber Thomas Börner!
Dorothea Grass
Bild: Hausmeister Thomas Börner beim Baumschmücken im Dezember 2020 (Foto: dgr/eat archiv)