Die Männerarbeit eröffnet Männern Chancen im Betrieb
Interview mit Dr. Christian Schade
„Männer im Betrieb“: Wie eine Selbstverständlichkeit klingt der Titel dieser Tagung, die die Evangelische Akademie Tutzing vom 15. bis 17. Februar 2018 durchführt. Die Veranstaltung diskutiert daher „Veränderungen und Perspektiven“ des beruflichen Männerlebens. Denn der Aufbruch aus traditionellen Geschlechterrollen macht weder bei den Männern noch vor den Toren der Betriebe Halt. Die Tagung findet in Kooperation mit der Evangelischen Männerarbeit in Bayern und dem Beschäftigtennetzwerk „Männer für Teilzeit“ der BASF statt. Der Sprecher des Netzwerks, der Chemiker Dr. Christian Schade, beschreibt im Interview die Herausforderungen aus seiner Sicht.
Frage: Herr Schade, was hat es mit der „Betrieblichen Männerarbeit“ auf sich? Wir haben doch gerade erst gelernt, auf die besonderen Bedürfnisse von Frauen im beruflichen Umfeld stärker zu reagieren.
Christian Schade: Das Arbeitsleben ist geprägt von äußeren Anforderungen, oft mit Wettbewerb und Leistung verbunden. Die Männerarbeit versucht, sich über eigene Themen klar zu werden. Die gute Balance zwischen externen und internen Motivatoren zu halten, sehe ich als Ziel betrieblicher Männerarbeit an. Sie erfordert Offenheit, von der auch die Unternehmen profitieren, beispielweise über Kreativität und Motivation der Beschäftigten. Dies ist zunächst ganz unabhängig vom Geschlecht – bei Männern sind Rollenerweiterungen aber oft eine Herausforderung, bei Frauen wohl eher externe Schranken.
Frage: Im Tagungsprogramm fällt auf, dass Referenten aus den „Väternetzwerken“ großer Betriebe berichten werden, bei der BASF aber von „Männern für Teilzeit“ die Rede ist. Wo ist der Unterschied?
Christian Schade: Startpunkt für uns war ausdrücklich das Thema Teilzeit und flexibles Arbeiten – aus einer Vielzahl von Motiven heraus. „Teilzeit“ hinterfragt aber auch wirkmächtige Leitbilder wie die Identitätsfindung im Beruf. Dies hat den Weg in die Männerarbeit geöffnet. Wenn man betriebliche Themen aus dieser Warte betrachtet, gelangt man oft zu überraschenden Perspektiven und Schlussfolgerungen, bei so diversen Themen wie Arbeitssicherheit, Kommunikation oder Führungsverhalten. Diese Gender-Betrachtung ist ein besonderer Aspekt unserer Arbeit.
Väter sind zwar eine wichtige, aber nicht dominierende Gruppe in unserem Team. Wir wollen daher Väterthemen Raum geben, greifen aber auch weitere Lebensthemen auf wie Pflegeverantwortung, Gesundheit, Umorientierung in der Lebensmitte oder den Übergang in die Rente. In der Praxis überlappen sich die beeindruckenden Initiativen anderer Betriebe in meiner Wahrnehmung in ihren Themen und Aktionen – wo die Unterschiede im Fokus und Detail liegen, möchte ich auch in Tutzing herausfinden.
Frage: Was erwarten Sie sich von der Tagung?
Christian Schade: Die Kirchen machen seit sehr langer Zeit eine substantielle Männerarbeit, deren Chancen in den Betrieben in der Breite wenig wahrgenommen werden. Hier würde ich mir einen stärkeren Austausch wünschen. Natürlich würde es mich auch freuen, wenn die Bedeutung des Themas „Männer“ weiter an Fahrt aufnimmt. Und sich weitere Männer in den Betrieben für dieses Thema engagieren – zu ihrem eigenen Nutzen und zum Nutzen aller. Persönlich freue ich mich auf die Begegnung und den Austausch mit spannenden Gästen und Vortragenden.
Informationen und Anmeldemöglichkeiten zur Tagung finden Sie hier.
Dr. Christian Schade, Sprecher des Beschäftigtennetzwerks „Männer für Teilzeit“ bei BASF
Foto: privat