„Die Krise des Pflegeberufs hat tiefe Wurzeln“
Seit Generationen werde von diesem Beruf „zu viel bei zu wenigen Ressourcen“ gefordert, sagt Constanze Giese, Professorin an der katholischen Stiftungshochschule München. Im RotundeTalk erläutert sie nötige Änderungen in unserem Verhältnis zu den Pflegberufen in und nach der Coronakrise.
→ Zum Video-Interview (YouTube)
Prof. Dr. Constanze Giese aus München ist gelernte Krankenschwester, studierte Theologin und Professorin für Ethik und Anthropologie in der Pflege an der katholischen Stiftungshochschule am Campus München. Im RotundeTalk mit Pfarrer Frank Kittelberger, Studienleiter für Ethik in Medizin und Gesundheitswesen an der Evangelischen Akademie Tutzing, geht sie auf mögliche Chancen der Coronakrise ein: Es werde viel über die Systemrelevanz der Pflege und ihre anerkennungswürdige Leistung gesprochen. Gefragt, ob sie konkrete Ansätze sieht, dass darin auch eine Chance besteht, die Krise dieses Berufes und den anhaltenden Pflegenotstand besser zu bewältigen, verweist sie auf die großflächige Wahrnehmung der Pflege. Diese stelle „eine Bereicherung“ dar, weil sie das sonst übliche Misstrauen überlagert, welches sich in den Kontrollmechanismen manifestiert. Das Angewiesensein auf diesen Berufsstand werde gegenwärtig deutlicher, denn je.
Die Krise des Pflegeberufs habe tiefe Wurzeln. Seit Generationen werde von diesem Beruf „zu viel bei zu wenigen Ressourcen“ gefordert. Es handelt sich um „eine Krise des gesamten Gesundheitssystems und ist nicht auf dem Pflegesektor beschränkt“. Maßnahmen – von Personaluntergrenzen über die Anwerbung im Ausland bis zum Einsatz von Pflegeassistenzrobotik – seien schon von der Regierung eingeleitet worden. Man müsse jedoch abwarten, was davon umgesetzt wird. Den Einsatz von technischer Assistenz für die Pflege sieht Prof. Giese entspannt, denn „seit es Pflege gibt, setzen wir verfügbare Techniken ein“.
Eine angemessene Pflege für alle werden wir in Zukunft nur erreichen, wenn wir „unser reduziertes Pflegverständnis überwinden“, so Prof. Giese.
Unter dem Format RotundeTalk sprechen wir mit Menschen aus Politik, Kultur und Gesellschaft über ihre Erfahrungen im Umgang mit der Corona-Pandemie, über die Herausforderungen dieser Krise und wie es danach weitergehen könnte.
Hinweis: Das ganze Gespräch finden Sie auf dem Youtube-Kanal der Evangelischen Akademie Tutzing. (Zum Link).
Bild: Constanze Giese (Foto: ma/eat archiv)
Bild: Pflegeexpertin Giese im Gespräch mit Studienleiter Frank Kittelberger (Foto: ma/eat archiv)