Die Gefährdung der Demokratie im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz
Als eine der ersten Amtshandlungen hat Donald Trump einen KI-Megadeal verkündet. 500 Milliarden fließen in das Projekt “Stargate”. Zugleich hebt er die Regulierung der KI-Entwicklung in den USA auf. Der Philosoph, Autor und TV-Journalist Matthias Pfeffer warnt vor einer “Algokratie”, einer Herrschaft der Algorithmen: Er hält es für sicher, “dass KI, wenn sie weiterhin weitgehend unkontrolliert in den falschen Händen ist, das Potenzial hat, […] die Menschlichkeit auszulöschen und die Demokratie zu zerstören.”
→ Vortrag von Matthias Pfeffer im “Rotunde”-Blog nachlesen
Stargate ist ein Mammutprojekt. 500 Milliarden Dollar sollen laut Trump in “kolossale Datenzentren”, fließen, 100.000 Arbeitsplätze sollen entstehen. An dem Projekt sind der Datenriese Oracle, die japanische Firma Softbank und die ChatGPT-Entwickler von Open AI rund um Sam Altman beteiligt. Man wolle den “größten Computer, der je gebaut wurde” erschaffen, so Larry Ellison, Oracle-Gründer. Geopolitisch soll Stargate die Vormachtstellung der USA sichern, vor allem im Hinblick auf den wirtschaftlichen und technologischen Wettlauf mit China. Das Land hat gerade eben mit dem Launch von “DeepSeek” für den neuesten Aufreger in der KI-Landschaft gesorgt.
Auf der Tagung zu Künstlicher Intelligenz, die in Kooperation mit B.A.D. und Baiosphere (the bavarian ai network) unter der Fragestellung “Wird die KI uns ersetzen?” am ersten Novemberwochenende 2024 in der Evangelischen Akademie Tutzing stattfand, hat sich der in München und Berlin lebende Philosoph, TV-Journalist und Produzent Matthias Pfeffer, bereits sehr kritisch mit der technologiegläubigen Utopie auseinandergesetzt, die aus diesen Ankündigungen spricht: nämlich durch KI die Menschheit – oder auch nur eine Nation – in ein goldenes Zeitalter zu führen. Er sieht den globalen Wettlauf kritisch: “Es geht um die Führung in einer Universaltechnologie, mit der sich ganze Gesellschaften steuern und überlegene Waffen ausstatten lassen. Es geht damit auch um die geopolitische Vormachtstellung im 21. Jahrhundert. Wer KI beherrscht, so die allgemeine Überzeugung, der beherrscht die Welt.” Pfeffer ist kritisch, ob die Technologie sich technisch kontrollieren lasse. Umso schwieriger sei es, sie politisch zu kontrollieren, wenn sich die Technik in der Hand weniger Tech-Konzerne befinde: “Angesichts der Macht des digital-ökonomischen Komplexes stellt sich die Frage, wie sich die Macht der Konzerne noch demokratisch kontrollieren lässt, in deren Händen KI entwickelt und eingesetzt wird.” Das ist nach dem Gründungsdirektor des Council for European Public Space ein massives Problem für die europäische Demokratie. “KI ist in den Händen weniger weltweit führenden Big Tech Unternehmen, die unser Leben zunehmend kolonialisieren,” so Pfeffer, und ihre Kolonien “sind die freien Gesellschaften weltweit.” Es drohe eine Algokratie, die Herrschaft der Algorithmen.
“Stargate” und die zurückgenommene KI-Regulierung durch die neue US-Administration wirken wie die Realität gewordene Dystopie aus Matthias Pfeffers Vortrag, wie der Inbegriff des von ihm diagnostizierten “Zangengriff von Populismus und Technologie”, in die die liberalen Gesellschaften geraten: “Die zerstörerische Macht dieser Technologie für Demokratie und Freiheitsrechte besteht darin, dass sie weitgehend unbehelligt von demokratisch legitimierter Kontrolle entwickelt und eingesetzt wird. Dadurch droht aktuell nicht so sehr das Verschwinden der Menschheit, sehr wohl aber das Verschwinden der Menschlichkeit.” Dies sei aber nicht zwangsläufig! Es sei möglich, durch technische und politische Kontrolle, die Machtkonzentration durch KI in den Händen der Konzerne und der Autokraten dieser Welt zu durchbrechen. Matthias Pfeffer fordert, klare Grenzen zu setzen, “nur dann können wir die Segnungen dieser Technologie genießen.”
Hendrik Meyer-Magister
Bild: Studienleiter Dr. Hendrik Meyer-Magister und Prof. Dr. Thomas Auhuber, Geschäftsführer der B.A.D. Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH, bei der Verabschiedung der Tagung “Künstliche Intelligenz. Wird die KI uns ersetzen?” (Foto: Claus Hertl)
