Die Energiewende als Mittel gegen Diktatoren

Wir sind nicht hilflos – das war die Botschaft von Katharina Schulze MdL, bei ihrer Kanzelrede am 13.März 2022 in der Erlöserkirche an der Münchner Freiheit. Dabei bezog sie sich auf den Krieg in der Ukraine und auf die schrecklichen Bilder, die uns seit dem Beginn des Krieges am 24. Februar aus dem Land erreichen. “Niemand sollte so etwas erleben müssen”, so Katharina Schulze.

 

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Putins Angriff auf das Land sei völkerrechtswidrig, der Krieg bestialisch und müsse endlich aufhören, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag Katharina Schulze unter dem Eindruck der aktuellen Kriegsverbrechen in der Ukraine in ihrer Kanzelrede. Mit ihrer Rede unter der Überschrift “Freiheit für jetzige und künftige Generationen – Demokratisches Fundament stärken” war sie einer Einladung der Evangelischen Akademie Tutzing und ihres Freundeskreises in die Erlöserkirche nach München gefolgt.

Um das demokratische Fundament zu stärken brauche es die Verteidigung demokratischer Prinzipien, eine starke Gemeinschafts- und Integrationsfunktion von Politik, Zivilgesellschaft und Religionen, mehr Unterstützung der zivilgesellschaftlichen Akteure und der politischen Bildungsarbeit an Schulen, das Vorantreiben der sozial-ökologische Transformation – und auch ein Unabhängigmachen von fossiler Energie.

Fossile Abhängigkeit ist Abhängigmachen von einem Despoten

“Wer das Klima schützt, schützt die Freiheit. Künftiger Generationen, aber auch im Hier und Jetzt”, sagte Katharina Schulze und fügte hinzu: “Putins Krieg in der Ukraine führt uns das schmerzhaft vor Augen: Unsere fossile Abhängigkeit ist auch die Abhängigkeit von einem Despoten. Nie wieder dürfen wir uns erpressbar machen durch autoritäre Regime. Deshalb ist es keine Option, jetzt einfach Gas aus Russland durch Gas aus Katar oder Aserbaidschan zu ersetzen. Wir wären immer in der Gefahr, dass Freiheit, Menschenrechte und Demokratie hinter unserer Abhängigkeit zurückstehen. Wirklich frei entscheiden wir nur ohne die Öltanker und Gas-Pipelines, die uns Fesseln anlegen. Wind und Sonne sind die Lösung. Wind und Sonne könnten nicht von Diktatoren vereinnahmt werden. Wind und Sonne gehören niemandem, sind für uns alle da.”

Derzeit fülle man noch “leichtfertig” ausländische Kriegskassen mit dem Kauf fossiler Energieträger, kritisierte Schulze. Bayern habe zuletzt pro Jahr fünf Milliarden Euro für Öl- und Gaslieferungen aus Russland bezahlt, betonte die Politikerin. Sie warb für eine Solarpflicht auf allen Neubauten, Solardächer auf Schulen und Rathäusern sowie für einen Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs. Bei der Transformation der Energieversorgung dürfe das Soziale nicht vergessen werden, da die Folgen der Klimakrise schon heute Menschen mit geringerem Einkommen mehr belasteten als andere.

Kritik am Begriff “Freedom Day”

Die Waffenlieferungen an die Ukraine seien “richtig und wichtig”, sagte Katharina Schulze.  Wenn sich die weltpolitische Realität so gravierend ändere, müssten auch Parteien bereit sein, ihre eigenen Prinzipien zu hinterfragen und Verantwortung zu übernehmen.

Kritisch äußerte sich Schulze zum Begriff “Freedom Day”, der das Ende der Corona-Maßnahmen einläuten soll. Das Wort verhöhne alle, die in autoritären oder totalitären Staaten lebten. Auch während der Pandemie sei man in Deutschland frei, manche Einschränkungen seien lediglich zum Schutz anderer Menschen vor einer Ansteckung erfolgt. Mit dem Wort “Freedom Day” werde das Narrativ der “Querdenker” übernommen, dass man in einer Corona-Diktatur lebe. “Das ist Quatsch”, sagte Schulze.

Nächste Kanzelrede im November

Die Evangelische Akademie Tutzing veranstaltet gemeinsam mit ihrem Freundeskreis zweimal im Jahr Kanzelreden. Ihr Thema finden die Reden in jedem ernsthaft diskutablen Feld unseres gegenwärtigen geistigen, politischen, sozialen und kulturellen Lebens. An dieser Stelle haben schon viele Persönlichkeiten gesprochen: Joachim Gauck, Gesine Schwan, Heribert Prantl, Christian Stückl, Dieter Reiter, Harald Lesch, Christian Springer, Charlotte Knobloch, Ilse Aigner, Doris Dörrie, Mirjam Zadoff und Ulrich Khuon.

Die nächste Kanzelrede findet am 6. November 2022 statt. Die Rede wird Dr. Katja Wildermuth, Intendantin des Bayerischen Rundfunks, halten.

Hinweis:

Dorothea Grass (unter Verwendung von Material des Evangelischen Pressediensts EPD)

Bild: Katharina Schulze am 13. März 2022 in der Münchner Erlöserkirche (Foto: Abraham / eat archiv)

Udo Hahn, Katharina Schulze, Brigitte Grande

Von links nach rechts: Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, Kanzelrednerin Katharina Schulze und Brigitte Grande, Vorsitzende des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing. (Foto: dgr/eat archiv)

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