Der “natürliche Kandidat”

“Laschet und Söder – Wohin steuert die Union?” Unter diesem Titel diskutierte Akademiedirektor Udo Hahn mit den Journalisten Roman Deininger und Moritz Küpper über die beiden Frontmänner der Union: Armin Laschet und Markus Söder. Im Bundestagswahljahr steht die Benennung des Kanzlerkandidaten der CDU/CSU zwar noch aus, eine Richtung zeichnet sich dennoch ab.

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Armin Laschet und Markus Söder. Einiges haben sie gemeinsam: Jurastudium, Journalisten- Ausbildung, christliche Verankerung, Krisenmanager, Ministerpräsidenten und Vorsitzende von Parteien, die sich als Schwesterparteien verstehen. Wer von den beiden die Union als Kanzlerkandidat in den Bundestagswahlkampf führt, ist noch unklar.

Eine Prognose haben die Journalisten Roman Deininger (Süddeutsche Zeitung) und Moritz Küpper (Landeskorrespondent Nordrhein-Westfalen des Deutschlandfunks) im Online-Gespräch mit Udo Hahn, dem Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, dennoch abgegeben. Obwohl Markus Söder in Beliebtheitsumfragen aktuell vorne liege, sei der “natürliche Kandidat” Armin Laschet, der im Januar Bundesvorsitzender der CDU wurde. Eine Garantie, dass er auch Bundeskanzler wird, gebe es natürlich nicht.

Union: Schwindender Kontakt zu den Kirchen

Welchen Weg die Union zukünftig einschlägt und welche Herausforderungen Volksparteien im Jahr 2021 zu meistern haben, war ebenfalls Thema der Gesprächsrunde. Zur Bedeutung des “C” in den Abkürzungen beider Parteien wies Roman Deininger auf den schwindenden Kontakt der CSU zu den Kirchen hin – auch, weil heute Persönlichkeiten wie Barbara Stamm und Alois Glück in der Parteispitze fehlten. Ein Grund für die immer schwächere Verankerung in der Kirche sei aber auch, dass die Konfessionen allgemein an Bedeutung verlieren. Das spiegele auch die Figur Söders: Wenn er vom Glauben spreche, besitze das eher eine “diffuse Anschlussfähigkeit” an das christliche Wertegerüst. Hinzu käme: Kirchenvertreter hätten heute weniger Einfluss in die Gesellschaft.

Dasselbe Phänomen beobachtet auch Moritz Küpper in der Schwesterpartei CDU. Auch hier habe die Religion an Bedeutung verloren. Er wies auf die hohe Zahl der Kirchenaustritte hin – etwa im Zusammenhang mit dem Vorgehen des Kölner Erzbischofs, Kardinal Rainer Maria Woelki, bei der Aufklärung des Missbrauchsskandals in seinem Bistum.

Laschet und Söder – Typ und Gegentyp in einem Parteienbund

Beide Journalisten haben gemeinsam mit Kollegen Biografien verfasst: Roman Deininger schrieb 2018 zusammen mit Uwe Ritzer die Biografie “Markus Söder – Politik und Provokation”, die jetzt in einer überarbeiteten Neuausgabe unter der Überschrift “Der Schattenkanzler” (Droemer Verlag) erschienen ist. Moritz Küpper präsentierte Ende 2020 mit Tobias Blasius, NRW-Landeskorrespondent der FUNKE Mediengruppe, ein Buch über Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet. Titel der Biografie: “Der Machtmenschliche” (Klartext-Verlag).

In der Gesprächsrunde skizzierten Küpper und Deininger zwei Politiker, die sich in Persönlichkeit und Stil sehr unterscheiden. Auf der einen Seite der Kommunikations-Profi sowie “hemmungslose aber auch clevere Pragmatiker” Söder, der eher dem Typ “politischer Manager” (Deininger) entspreche, der seine Karriere von Beginn an mit Hartnäckigkeit zielstrebig verfolgte, der das Duell sucht, provoziert und andere nicht schont – was zuweilen einer sachlichen Bewertung seiner Arbeit im Weg steht. “Man unterstellt ihm immer das Schlimmste”, beschrieb es Roman Deininger. Darüber hinaus seien die Grundsätze, die Söders politisches Handeln bestimmen, nicht klar erkennbar. Ein “prinzipienloser Hasardeur” sei er allerdings keinesfalls. Er habe Sinn für große politische Projekte, so Deininger.

Anders Armin Laschet, der “eher liebe Onkel Armin”, so Küpper, dessen Karriere alles andere als kerzengerade verlief, der in der Kommunikation schludrig sein kann und gegen den sich schwer polemisieren lässt. “Harte Kanten bei Armin Laschet zu finden, ist eher schwer.” Wofür er steht, macht er dennoch klar. Seine Werte und Überzeugungen zeigten sich ganz deutlich, so Küpper, und tragen sich durch seine ganze Karriere. Er, der am Dreiländereck groß wurde, steht klar für eine pro-europäische Grundüberzeugung und eine christliche Sozialisierung.

Unvorhersehbare Faktoren

Sollte Laschet Kanzler werden, so Küpper, wäre sein Stil auch ein anderer als der von Angela Merkel. “Bei Armin Laschet ist das Europa-Thema nicht verhandelbar.” Das deutsch-französische Verhältnis würde eine neue Belebung erfahre. Küpper vermutet auch, dass Laschet Macrons offensive Europavorschläge beantworten würde.

Wie und wann die Entscheidung zum Unions-Kanzlerkandidaten fallen wird – da waren auch Küpper und Deininger überfragt. Es gebe weder einen formalen Zeitablauf noch eine Regelung, so Küpper. Außerdem gebe es immer auch unvorhersehbare Faktoren, die ein politisches Rennen mit einem Mal von Grund auf verändern können, wie etwa der Faktor Corona im emotionalen Meinungsklima. Mit Spannung erwarten Küpper und sein Kollege Deininger zunächst die Ergebnisse der Landtagswahlen, die im März in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz anstehen.

Dorothea Grass

 

Hinweis:
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Bild: Online-Gespräch mit Roman Deininger, Moritz Küpper und Udo Hahn (Foto: eat archiv)

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