“Bildungsgerechtigkeit ist die soziale Frage des 21.  Jahrhunderts”

Die Aufstiegskonzepte, die uns gesellschaftlich vermittelt werden, sind problematisch. Der Leistungsbegriff sowie die Bildungsgerechtigkeit hierzulande sind es ebenfalls. Das ist die Meinung der Autorin Marlen Hobrack. Sie fordert eine Neudefinition der Begriffe und eine Auseinandersetzung mit Arbeiterberufen, ihrer Entlohnung und ihren Biografien.

Die Klassengesellschaft ist längst nicht überwunden – genausowenig wie die biografischen Unterschiede und ihre Folgen zwischen den Menschen, die in der DDR aufwuchsen und jenen, die im westdeutschen Teil des gespaltenen Deutschlands groß wurden. Das findet die Autorin Marlen Hobrack, die 1986 in Bautzen zur Welt kam. In einem Gastbeitrag für die Evangelische Akademie Tutzing schreibt sie über problematische Aufstiegskonzepte innerhalb der deutschen Gesellschaft, über die Definition von Leistung im beruflichen Zusammenhang und über Bildungsgerechtigkeit.

Letzteres sei “die soziale Frage des 21. Jahrhunderts.” Noch immer gehöre das Einkommen der Eltern und auch deren Schulabschluss zu den wesentlichen Kriterien, die über Bildungserfolg entscheiden. Hobrack warnt vor einer weiteren sozialen Spaltung im Bildungswesen, die der akute Lehrermangel fortschreiben könnte und präzisiert: “Bei Bildungsgerechtigkeit geht es nicht darum, alle zum Studium zu führen; vielmehr sollen diejenigen, die dazu befähigt sind, studieren können, ohne Nachteile aufgrund des Status ihrer Eltern in Kauf nehmen zu müssen.”

Darüber hinaus könne und müsse es auch nicht das Ziel sein, das möglichst viele Menschen studieren. Hobrack kritisiert ein “problematisches Aufstiegskonzept”, das Abitur und Studium als “Königsweg” beschreibt. Die Autorin, die sich selbst als “ostdeutsches Arbeiterkind” bezeichnet, fordert, Arbeiterberufe fair und leistungsgerecht zu entlohnen und auch den Leistungsbegriff umzudeuten. Dies “wäre ein wirklicher Schritt zur Gerechtigkeit für Angehörige der Arbeiterklasse, deren Körper oft frühzeitig im Leben starke Verschleißerscheinungen zu spüren bekommen und die nicht bis zum 65., 67. oder gar 70. Lebensjahr durcharbeiten können.”

Den kompletten Gastbeitrag von Marlen Hobrack lesen Sie im Rotunde-Blog der Evangelischen Akademie Tutzing.

Hinweis:
Der Beitrag ist zugleich Gastkolumne im Mai-Newsletter der Akademie. Er erscheint am 29. April 2023. Sie können den monatlichen Newsletter unter diesem Link abrufen und wenn Sie möchten, auch abonnieren.

Marlen Hobrack ist zu Gast in unserer Politikwerkstatt vom 5.-7. Mai 2023 und wird ausgehend von ihrem Buch “Klassenbeste. Wie Herkunft unsere Gesellschaft spaltet” über Fallschirmmütter, Aufstiegsmythen und den Selbstbetrug der Mittelschicht sprechen. Alle Informationen zu Ablauf, Referierenden und Anmeldemodalitäten zur Tagung des Jungen Forums unter diesem Link.

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