Bildung als lebensveränderndes Ereignis
Im Juni tauschten sich die Mitglieder des Netzwerkes der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung über Herausforderungen in der aktuellen digitalen Bildung aus. Zu Gast war auch der Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther.
→ Das Gespräch mit Prof. Dr. Gerald Hüther ist auf dem Youtube-Channel der Evangelischen Trägergruppe unter diesem Link abrufbar.
Außerschulische politische Jugendbildung findet aktuell fast ausschließlich digital statt. Um diese digitalen Bildungsangebote zu ermöglichen, befinden sich bildungspolitische Akteurinnen und Akteure in einer Phase des intensiven Diskussionsaustauschs über Umsetzungsmöglichkeiten – so auch die Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (et).
Vom 15. Juni bis zum 17. Juni 2020 fanden die internen Workshoptage der Trägergruppe als Videokonferenz statt. Neben dem gemeinsamen Erfahrungsaustausch ging es dabei auch um Themen wie die Konzipierung von Onlineangeboten und Öffentlichkeitsarbeit in der politischen Jugendbildung. Die 39 Mitglieder des Netzwerkes waren virtuell aus ganz Deutschland zugeschaltet und diskutierten neue Entwicklungen in der politischen Jugendbildung.
Gute politische Bildung – was ist das eigentlich?
Angesichts von Homeschooling, Online-Konferenzen und digitalen Workshops fragten wir: Was ist eigentlich gute Bildung? Und wie kann sie in Zeiten globaler Umbrüche und der fortschreitenden Digitalisierung junge Menschen auf dem Weg in ein erfüllendes Leben begleiten? Im Rahmen der Workshopwoche fand zu diesen Fragen außerdem die von der Evangelischen Trägergruppe organisierte öffentliche Videokonferenz „Auf einen Kaffee mit…“ statt. Bei diesem Format sprechen unterschiedliche Referierende zu vielfältigen Themen im Bereich der politischen Bildung. Dieses Mal war Prof. Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe und Autor, zu Gast. Hüther eröffnete den Diskurs um die Frage „Was ist gute Bildung?“ und betonte, dass die aktuelle Krisensituation dazu führen könne, dass alte Strukturen und Muster überdacht werden müssen. Dies gelte auch für den Bereich der Bildung.
Für Hüther sei die aktuelle Zeit „spannend“ und bedeute eine Art Neuausrichtung. Gute Bildung – das ist für Hüther vor allem „Herzensbildung“. Sie bedeute Beziehungsarbeit und betreffe auch den Umgang mit Emotionen. Mit dem Aspekt der Herzensbildung können Bildungserlebnisse auch auf anderen Ebenen als der kognitiven einschneidend sein, neue Perspektivenwechsel eröffnen, Reflektionen in Gang setzen und langfristig Jugendliche in ihren Lebenswelten abholen und in der politischen Bildung mehr Weitsicht erzeugen. Auch dadurch kann Bildung als lebensveränderndes Ereignis wirken. Der Austausch mit Hüther war für die Mitglieder des Netzwerks bestätigend, da er die Wichtigkeit von außerschulischen Bildungsangeboten betonte. Zu einem kontroversen Austausch führte die Frage, wie politische Bildungsarbeit in Zeiten einer emotionalisierten Politiklandschaft etwas bewirken kann.
Digitales Barcamp
Julia Wunderlich, Studienleiterin des Jungen Forums in der Evangelischen Akademie Tutzing, ist Mitglied im Ständigen Ausschuss der Evangelischen Trägergruppe und war Mitorganisatorin des digitalen Barcamps im Rahmen der Workshoptage, bei dem die Studienleiterinnen und -leiter des Netzwerks eigene Workshops anboten. Diese befassten sich u.a. mit der Planung von digitalen Bildungsangeboten und der Wirkmächtigkeit politischer Bildung.
Ein bundesweites Jugendbildungs-Netzwerk
Das Netzwerk der Evangelischen Trägergruppe besteht aus 39 Jugendbildungs-Referentinnen und -Referenten sowie -Studienleitungen. Es vereint die Evangelischen Akademien in Deutschland (EAD) und die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. (aej).
Die Evangelische Trägergruppe ist ein bundesweites Netzwerk für gesellschaftspolitische Jugendbildung, deren Hauptziel es ist, Jugendlichen die Demokratie als eine gestaltbare Gesellschafts- und Lebensform begreifbar zu machen, in der sie ihre Positionen wirksam vertreten können. Mit ihren Angeboten möchte die Evangelische Trägergruppe unter anderem das Urteils- und Handlungsvermögen von jungen Menschen stärken und Lern- und Erfahrungsorte schaffen, in denen Jugendliche Selbstwirksamkeit erfahren können und Wege kennenlernen, um sich gesellschaftlich und politisch zu engagieren.
Pina Vetter & Julia Wunderlich
Bild: Gerald Hüther im Video der Evangelischen Trägergruppe (Collage: eat archiv/Evangelische Trägergruppe)