Wie politisch kann, darf und muss das Christentum sein? In welchen historischen, ökumenischen, interreligiösen sowie internationalen Kontexten steht es? In wessen Namen spricht, wer im Namen des Christentums seine Stimme erhebt? Das Symposium “Politisches Christentum und christliche Politik” vom 7. bis 9. Juli 2023 feierte den Diskurs um Fragen wie diese. Im Mittelpunkt stand das Konzept der Öffentlichen Theologie und einer seiner großen Befürworter: Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Hier sehen Sie einen Rückblick in Bildern.
Den ausführlichen Bericht zur Tagung lesen Sie hier.
Aufmacherbild:
Fröhliche Debatte: Kirchenrätin Melitta Müller-Hansen im Gespräch mit Zeit-Journalist Patrik Schwarz
Alle Bilder von: Oryk Haist / Evangelische Akademie Tutzing
Öffentliche Theologie – dem Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, ist sie ein fundamentales Anliegen. Die Tagung würdigte seine Arbeit zu dem Thema und öffnete gleichzeitig eine ökumenische und globale Perspektive.
Organisiert wurde die Veranstaltung von Oberkirchenrat Stefan Reimers (ganz links), Akademiedirektor Udo Hahn (2.v.r.), Prof. Dr. Christian Albrecht (ganz rechts) und Kirchenrätin Sandra Bach (2.v.l.).
Für den Chef der bayerischen Staatskanzlei, Dr. Florian Herrmann (CSU), sind das Christentum und die Kirchen ein großer Schatz und ein wichtiges Fundament für die Gesellschaft. “Wir sollten dieses Fundament nicht schleifen und ins Wanken bringen”, sagte er.
Online zugeschaltet: Sven Giegold (Grüne), Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Er sprach in seinem Vortrag und im anschließenden Gespräch mit den Gästen in Tutzing über die persönlichen moralischen Konflikte, etwa bei der Genehmigung von Waffenexporten. Deborah Bedford-Strohm, die Ehefrau des Landesbischof, ist rechts im Bild zu sehen – sie leistete spontan technische Unterstützung.
Erzbischof Dr. Thabo Makgoba beschrieb die Herausforderungen in Südafrika, etwa die große Ungleichheit zwischen arm und reich, und stellte dem Johannes 10,10 gegenüber: “Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und volle Genüge”.
Der Theologe Prof. Dr. Nico Koopman hat als Vizepräsident der Uni Stellenbosch die Aufgabe, die früher exklusiv weiße Universität zu einem inklusiven und diversen Ort zu machen. Das Verständnis von Gemeinschaft (“koinonia”) im christlichen Glauben könne dafür wichtige Orientierung geben, sagte er.
Der Direktor der Ecumenical Foundation of Southern Africa (EFSA), der Partnerakademie der Ev. Akademie Tutzing, Dr. Renier Koegelenberg, beschrieb die wichtige Rolle der Kirche in der Zivilgesellschaft. Sie müsse dazu beitragen, der Verfassung und deren Werten Leben zu geben.
Kaffeepause bei herrlichem Sommerwetter
Der Generalsekretär des Weltkirchenrates Dr. Jerry Pillay plädierte dafür, den Glauben in der Welt zu bewahren. Den Glauben zu spiritualisieren, hieße vor der Verantwortung in der Welt davonzurennen. Das Reich Gottes sei jedoch nie nur geistlich, sondern immer auch weltlich.
Die frühere Erzbischöfin der schwedischen Kirche Dr. Antje Jackelén (hier bei einer Wortmeldung aus dem Zuschauerraum) beschrieb in ihrem Vortrag die Ängste der “5-P-Welt”: Polarisierung, Populismus, Protektionismus, Postfaktizität, Patriarchale Strukturen. Dem gegenüber stellte sie die christliche Hoffnung.
Mit der Rolle der Bibel beschäftigte sich der Züricher Alttestamentler Prof. Dr. Konrad Schmid. Er betonte das große kreative Potenzial der Bibel, das von der Öffentlichen Theologie in die gegenwärtigen Debatten eingespeist und dort gehört werden könne.
Der Münchner Ethiker Prof. Dr. Reiner Anselm (links im Bild) warnte vor einem zu hohen Eindeutigkeitsanspruch der Kirche. Auch der Berliner Ethiker Prof. Dr. Torsten Meireis (rechts) nahm den Begriff der “Christlichen Politik” kritisch in den Blick.
Pfarrerin und “Wort zum Sonntag”-Sprecherin Dr. Stefanie Schardien erklärte: “Dogmatische Lehrsätze haben in der Öffentlichkeit wenig Geltung.”
Die Heidelberger Ethikerin PD Dr. Frederike van Oorschot fragte: Wie kann man “Zeugnis” geben, ohne in einem konfessorischen Modus den Diskurs eher zu verschließen als zu fördern?
Der Erlanger Medienethiker Prof. Dr. Florian Höhne erinnerte unter anderem an den Auftrag evangelischer Publizistik, “den Stummen Stimme zu geben”.
Auch der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx (links im Bild) war zur Tagung nach Tutzing gekommen. Hier spricht er mit seinem evangelischen Pendant: dem Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm.
“In Zeiten von Nationalismus und Autoritarismus, Grenzen und Kriegen, bleiben wir Universalisten. Wir bleiben Schwestern und Brüder”, so Marx.
Der letzte Tag der Tagung begann mit einem Gottesdienst in der Tutzinger Christuskirche. Die Predigt hielt der evangelische Landesbischof.
Gemeinsamer Gottesdienst: die Tutzinger Pfarrerin Beate Frankenberger, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Akademiedirektor Udo Hahn (von links nach rechts).
Ein interreligiöses Podiumsgespräch moderierte der “Zeit”-Journalist Patrik Schwarz (ganz rechts im Bild) auf der Tagung. Dr. Josef Schuster (2. v.l.), Präsident des Zentralrats der Juden sprach dabei mit Imam Dr. Benjamin Idriz (ganz links) aus Penzberg und Synodalpräsidentin Dr. Annekathrin Preidel (2.v.r.).
Festlicher Abschluss eines gelungenen Tagungswochenendes: Die Verleihung des Tutzinger Löwens an Erzbischof Dr. Thabo Makgoba (Erzbischof von Kapstadt und Primas der anglikanischen Kirche im Südlichen Afrika, links im Bild) und Landesbischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm (Mitte). Die Laudatio hielt Dr. Renier Koegelenberg (Gründer und Leiter der EFSA, Ecumenical Foundation of Southern Africa, rechts).
Abendstimmung im Tutzinger Schloss
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