Etwa zwei Hektar bemisst der Schlosspark der Evangelischen Akademie Tutzing – er ist Lebensraum einer Vielzahl an Pflanzen und Tieren. Allein der Baumbestand ist eine Kostbarkeit: Mehr als zwanzig Arten, 36 von ihnen nachweislich über 100, vier bis zu 200 Jahre alt, wachsen hier auf dem denkmalgeschützten Anwesen. Darunter mehrere Ahorn-, Kiefer- und Buchenarten sowie Unterarten, Kastanien, Weiden, Linden, Eschen oder auch Exoten wie zum Beispiel Ginkgo, Tulpenbaum, Urweltmammutbaum, Trompetenbaum, Schwedische Mehlbeere oder Kaukasische Flügelnuss. In dieser Bildergalerie stellen wir zehn unserer Bäume vor.
Texte & Bilder: Annabelle Werner (Mitarbeit: Dorothea Grass)
Mehr über die Biodiversität auf unserem Gelände erfahren Sie hier:
1. Kaukasische Flügelnuss
Die Flügelnuss ist ein sehr anpassungsfähiger Baum und stellt keine hohen Ansprüche an ihren Standort. Sie kann bis zu 25 Meter hoch werden und fühlt sich an einem geschützten, aber sonnigen Platz mit nährstoffreichem Boden am wohlsten.
Die Flügelnuss ist besonders in feuchten Wäldern und in der Nähe von Gewässern zu finden. Die Blütezeit der Flügelnuss ist im Mai. Die Blüten bestehen aus hängenden Kätzchen und können bis zu 20 cm lang werden.
2. Blüten wie Instrumente: Der Trompetenbaum
Die herzförmigen Blätter des Trompetenbaums können bis zu 20 cm lang werden. Der Baum selbst erreicht bis zu 18 Meter Höhe. Die Blüten des Baumes erinnern an Trompeten – die Blütezeit beginnt im Juni und endet im Juli.
Der Trompetenbaum stammt aus dem südöstlichen Nordamerika und wächst entlang von Flussläufen. Vergleichsweise ist der Trompetenbaum ein kurzlebiger Baum, denn ab 100 Jahren beginnt die Degenerierung. Er bevorzugt einen sonnigen, aber windgeschützten Standort.
3. Blumen, die auf Bäumen wachsen: der Tulpenbaum
Der Tulpenbaum hat seinen Namen nicht von ungefähr: Die Blüten des Tulpenbaums sehen aus wie Tulpen.
Der aus Nordamerika stammende Tulpenbaum blüht von Mai bis Juni und das erste Mal mit etwa 20 Jahren. Die Blätter des Baums sind rechteckig. Der Tulpenbaum braucht einen sonnigen Standort mit viel Platz.
4. Der Urweltmammutbaum – ein „lebendes Fossil“
Der Urweltmammutbaum ist einer der ältesten noch lebenden Baumarten dieser Erde und gilt deshalb als lebendes Fossil.
Ursprünglich stammt der Baum aus China, wird aber seit seiner Wiederentdeckung 1940 auch in Europa als Zierbaum gepflanzt. Der Urweltmammutbaum hat nadelförmige Blätter und zählt zur Gruppe der laubabwerfenden Nadelgehölzen. Er kann bis zu 35 Meter hoch werden und weist ein sehr flaches und weitrechendes Wurzelsystem auf. Die Blütezeit ist im Monat Mai.
5. Ginkgo – Heilmittel, Dekoration und Inspiration
In der chinesischen Medizin werden Rinde, Blätter und Samen des Ginkgobaumes schon lange als Heilmittel verwendet. Auch bei uns finden die Blätter medizinische Anwendung. So zum Beispiel bei schlechter Durchblutung des Körpers. Ginkgobäume gelten als sehr widerstandsfähig und werden deshalb auch oft am Straßenrand gepflanzt. Ursprünglich stammen die Bäume aus China, der Ginkgo ist aber schon 1757 nach Europa gekommen.
Ginkgos können bis zu 40 Meter hoch werden und erreichen ein Alter von bis zu 1000 Jahren. Sie sind außerdem ein Symbol für ein langes Leben, Fruchtbarkeit, Unbesiegbarkeit und Freundschaft.
Johann Wolfgang von Goethe hat dem Ginkgo ein Gedicht gewidmet und das Blatt des Baumes als Sinnbild für die Liebe beschrieben:
Ginkgo Biloba
Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie’s den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt?
Solche Fragen zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn.
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Dass ich eins und doppelt bin ?
Johann Wolfgang von Goethe 1815
(1749 – 1832)
6. Wenn Blätter sich seidig im Wind bewegen: die Silberweide
Die Germanen sahen Weiden als Sitz der großen Gottheiten. Bei den Katholiken gilt der Baum als Sinnbild für Keuschheit. Silberweide kommt in Europa, Nordafrika und Westasien vor. Die Bäume werden bis zu 25 Meter hoch, während der Stamm bis zu einen Meter Dicke erreichen kann.
Silberweiden blühen von April bis Mai und können bis zu 200 Jahre alt werden. Oftmals weisen sie eine formlose Krone auf. An Gewässern, wo der Boden feucht ist, fühlen Silberweiden sich am wohlsten. Auf dem Gelände von Schloss Tutzing befinden sich die Silberweiden direkt am Seeufer.
7. Die Linde – ein Baum als Treffpunkt
Auch die Linde ist ein traditionsreicher Baum, denn die Germanen verehrten Linden als heilige Bäume. Deshalb ist die Linde in vielen Dörfern auch heute noch ein zentraler Treffpunkt im Ortskern. Lindenblüten können als Heilmittel bei Erkältungen angewendet werden.
Linden erreichen eine Höhe von bis zu 40 Metern. Die Blätter der Linde sind herzförmig und gelten als Symbol der Liebe. Linden bevorzugen helle und vollsonnige Standorte mit durchlässigem Boden.
8. Robinie oder Farn? Nein, Schnurbaum!
Der Schnurbaum stammt aus den Trockenwäldern Chinas und Koreas. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts ist er auch in Europa vertreten. Der Schnurbaum kann bis zu 20 Meter an Höhe gewinnen und bis zu 250 Jahre alt werden. Die Blütezeit beginnt im Juli und endet im August. Mit 15-20 Jahren blüht der Schnurbaum zum ersten Mal.
Die Blätter erinnern an eine Robinie, sind aber im Vergleich insgesamt filigraner und fast farnartig. Am wohlsten fühlt sich der Schnurbaum bei durchlässigem Boden, an einem sonnigen Standort mit viel Platz. Außerdem hat der Schnurbaum ein vergleichsweise flaches Wurzelsystem.
Die Schwarzkiefer ist eine südeuropäische trockenheits- und frosttolerante Baumart, die keine hohen Ansprüche an den Boden hat. Sie gilt als wenig invasiv und kann deshalb zur Stabilisierung in Fichten- und Kiefernbeständen angepflanzt werden. Auch deshalb wird sie in Zeiten des Klimawandels an Bedeutung gewinnen. Außerdem ist die Schwarzkiefer gut an trocken-heiße Umweltbedingungen angepasst.
In jungen Jahren wächst die Schwarzkiefer relativ langsam, holt mit zunehmendem Alter immer mehr auf, bis sie mit 60-70 Jahren die höchsten Zuwachswerte erreicht. Bei guten Gegebenheiten kann die Schwarzkiefer bis zu 45 m hoch werden.
Schon seit vielen Jahrtausenden begleitet die Eiche den Menschen. Im Mittelalter ließ man Nutztiere in sogenannten Hutewäldern weiden. Die Tiere waren vor dem Wetter geschützt und es gab nahrhaftes Futter. Zudem kann die Rinde der Eiche zu Medikamenten verarbeitet werden und aus gerösteten Eicheln formidablen Kaffee herstellen.
Im Gegensatz zur Fichte kommt die Eiche gut mit den höheren Temperaturen klar. Eichen zählen zu den langlebigsten Bäumen. Sie können bis zu 800 Jahre alt werden, vereinzelt auch um die 1000 Jahre.
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