Aufstockung der Gehälter für systemrelevante Berufe
Matthias Jena, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds Bayern, fordert mehr Gehalt für schlecht verdienende Berufstätige in systemrelevanten Sektoren. Die Coronakrise habe gezeigt, dass nicht etwa der gut verdienende Manager die Gesellschaft am Laufen halte, sondern die Mitarbeitenden in der Pflege, die „nicht anständig“ verdienen. Er kritisierte auch die Umwandlung von Krankenhäusern in Profitcenter.
Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds Bayern (DGB), Matthias Jena, hofft, dass die Corona-Pandemie die Menschen dazu bewegt, dauerhaft solidarischer zusammenzustehen. Sicher sei er sich dabei aber nicht, sagte er im „RotundeTalk“ der Evangelischen Akademie Tutzing. Die aktuelle Krise habe gezeigt, so Jena, wer in unserer Gesellschaft systemrelevant sei: nicht der gut verdienende Manager, sondern die Krankenschwester, der Pfleger. Diese würden aber „nicht anständig“ bezahlt. „Vom Applaus kann man keine Miete bezahlen.“ Dies sei eine „nette Geste“, doch müsse jetzt über die Aufstockung der Gehälter gesprochen werden. Krankenhäuser in Profitcenter zu verwandeln hält er für eine Fehlentwicklung. Es sei ihre Aufgabe, Menschen zu helfen. Polizei und Feuerwehr machten auch keinen Gewinn.
DGB-Chef Jena würdigte das Krisenmanagement der Bundesregierung zur Bekämpfung der Pandemie. Sie habe im Vergleich zu anderen Ländern „sehr, sehr viel sehr richtig gemacht und gut gehandelt“. Lob hatte er insbesondere für die „sehr ruhige, souveräne Art“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Positiv bewertete Matthias Jena auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sowie die Staatministerinnen Carolina Trautner (Arbeit und Soziales) und Melanie Huml (Gesundheit). Kritisch äußerte er sich zu Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Seine Idee, Menschen in Kurzarbeit in der Spargelernte ein zusetzen, sei völlig daneben gewesen.
Mit den Hilfsprogrammen auf Bundes- und Länderebene könne man aus Sicht des DGB nicht mit allem zufrieden sein. Anders als in der Finanzmarktkrise 2008/09 sei das Kurzarbeitergeld nicht auf einhundert Prozent aufgestockt worden. Für Geringverdiener sei dies ein Problem. „Wer die ganze Woche arbeitet, muss davon leben können“, so Jena. Deshalb setze sich der DGB auch weiter für eine Anhebung des Mindestlohns ein. Und auch für höhere Steuern bei Menschen, „die sehr viel verdienen“. Von der Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens sei er nicht überzeugt. Sie sei schlicht nicht zu finanzieren. Und von 1.000 Euro im Monat könne man auch nicht gut leben.
Der „RotundeTalk“ ist ein neues Gesprächsformat der Evangelischen Akademie Tutzing. Menschen aus Politik, Kultur und Gesellschaft sprechen im Interview über ihre Erfahrungen im Umgang mit der Corona-Pandemie, über die Herausforderungen dieser Krise und wie es danach weitergehen könnte. Gäste sind u.a. Sozialministerin Carolina Trautner, der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier, der Musiker Peter Maffay, die Bundesjustizministerin a.D. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, der Kabarettist Christian Springer, die Künstlerin Ilana Lewitan sowie der Astrophysiker Harald Lesch.
Die Interviews werden auf dem YouTube-Kanal der Akademie publiziert.
Bild: Matthias Jena, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds Bayern, im RotundeTalk mit Akademiedirektor Udo Hahn. (Foto: ma/eat archiv)