Nachhaltigkeit an der Evangelischen Akademie Tutzing
Die Schöpfung zu bewahren ist auch eine biblische Idee und Nachhaltigkeit der Evangelischen Akademie Tutzing seit jeher ein Anliegen: Durch Umwelttagungen und konsequentes Nachhaltigkeitsmanagement will sie einen Beitrag zu mehr Umweltbewusstsein in der Gesellschaft leisten. Auch im Tagungsprogramm ab September wird es wieder zahlreiche Veranstaltungen zu Umweltthemen geben.
„Schöpfung bewahren – Klimaschutz praktizieren“ – diesen Titel hat die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) ihrem Klimaschutzkonzept 2019 gegeben. „Von der Natur als Schöpfung zu reden, heißt, dass uns die außermenschliche Natur nicht gehört, sondern dass sie uns nur anvertraut ist, damit wir sie bebauen und bewahren“, fasst Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm den christlichen Schöpfungsauftrag für einen verantwortlichen Umgang mit der Natur zusammen.
Als Bildungseinrichtung der ELKB will die Evangelische Akademie Tutzing in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales glaubwürdig sein und zu immer besseren Ergebnissen kommen. Zu ihren Nachhaltigkeitsgrundsätzen zählt sie die Schöpfungsverantwortung, das Lebensrecht der Menschen in anderen Regionen der Welt sowie das Lebensrecht künftiger Generationen, den Austausch mit Gästen, Mitarbeitenden und der Landeskirche, ein positives Betriebsklima sowie eine regionale, saisonale und ökologische Küche mit fair gehandelten Produkten, die zum größten Teil aus der Biolandwirtschaft stammen.
Das Umweltbewusstsein stärken
Die Tagungen der Akademie leisten ihren Beitrag dazu, das Klima- und Umweltbewusstsein in der Gesellschaft zu stärken. Hier wird seit jeher über Naturschutz und Nachhaltigkeit diskutiert. Bereits 1971 thematisierte eine Tagung den Umweltschutz als Problem der marktwirtschaftlichen Ordnung. Seither gab es zahlreiche Bildungsangebote zu Themen wie Klimawandel und -gerechtigkeit, Biodiversität, Ressourceneffizienz, nachhaltiger Konsum, Mobilität, Energiesparen und gesunde Ernährung.
Auch im Jahresprogramm 2019/2020 lenkt die Akademie ihren Blick wieder verstärkt auf Themen der Umwelt und Nachhaltigkeit. Anfang November steht bei der Tagung „Bauernleben“ die Zukunft der Landwirtschaft angesichts von Globalisierung, technischen Neuerungen und den Anforderungen der Nachhaltigkeit im Fokus. Unter dem Titel „Du. Bist. Transformation!“ beschäftigt sich die Tutzinger Transformationstagung Ende November mit den Möglichkeiten des Einzelnen, selbst etwas zur Veränderung beizutragen: als Konsument, politischer Aktivist oder am jeweiligen Arbeitsplatz.
Im Februar 2020 geht es mit der „Artenvielfalt im Wald“ weiter. Hier soll der Blick der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die oftmals versteckte Artenfülle im Wald geschärft werden und das neue Verständnis der Forstwirtschaft, das die Artenvielfalt im Wald fördern möchte, im Mittelpunkt stehen. Die 9. Tutzinger Rede in der Reihe „Zukunft Mensch“ Anfang März setzt sich mit der „Zukunft der Mobilität“ auseinander. Angesichts von Umweltbelastungen, Verkehrsinfarkt, Lärm und Unfällen steht dabei die Frage im Raum, wie wir uns künftig sicher und umweltschonend fortbewegen können. Im „Zukunfts-Lab: Umweltpolitik, Ethik & digitale Revolution“ im Mai schließlich diskutieren Jugendliche im jungen Forum über die Chancen von Zukunftstechnologien für Umweltschutz und Gemeinwohl.
Nachhaltigkeitsmanagement konkret
2014 hat die Evangelische Akademie Tutzing das integrierte Nachhaltigkeitsmanagementsystem EMASplus eingeführt und 2017 erfolgreich rezertifizieren lassen. Das Umweltmanagementsystem EMAS (engl. für Eco-Management und Audit Scheme) wurde von der Europäischen Kommission für Unternehmen und andere Organisationen entwickelt, die ihre Umweltleistung kontinuierlich verbessern wollen. Bei EMASplus wird das Umweltmanagement darüber hinaus um die soziale und ökonomische Perspektive zu einem ganzheitlichen Managementsystem erweitert. Die Evangelische Akademie Tutzing hat die Auszeichnung als zweite Bildungseinrichtung der Landeskirche Bayern erhalten.
In der Praxis kümmern sich engagierte Mitarbeitende um die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele. So versucht die Akademie beispielsweise möglichst ressourcenschonend zu agieren, indem sie ihren Energieverbrauch und den Wasserverbrauch senkt, Müllaufkommen zu vermeiden sucht und ausschließlich Recyclingpapier verwendet. Die Küche kocht für das Restaurant außerdem mit überwiegend umweltzertifizierten Zutaten.
Was die Mobilität angeht, so erhalten Tagungsgäste, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, eine Ermäßigung auf den Tagungsbeitrag. 2017 wurde außerdem mit einem Hybridfahrzeug als neuem Dienstwagen der Einstieg in die E-Mobilität begonnen. Im Umweltmanagementhandbuch „Grünes Buch“ können sich alle Mitarbeitenden über Ziele, Strukturen und Abläufe des Umweltmanagements informieren. Das EMAS-Team wird von Annette Findeiß, Verwaltungsleiterin der Akademie, koordiniert. Sie betont: „Wir wollen nicht nur über Nachhaltigkeit reden, sondern sie nach innen und außen leben.“ Mit ihrem Team analysiert sie regelmäßig alle Umweltdaten und sucht beständig nach neuen und besseren Lösungen.
Die Schlossanlage der Akademie befindet sich in einem über zwei Hektar großen Park, der Zierpflanzen, einen Jahrhunderte alten Baumbestand, einen Obstgarten und weitere Nutzpflanzen beherbergt. Ziel der Akademie ist es, das denkmalgeschützte Ensemble zu erhalten und gleichzeitig die biologische Vielfalt zu fördern. Hierfür wurden bereits insektenfreundliche Pflegemaßnahmen ergriffen, Feldfledermauskästen aufgehängt und ein Bienenstock aufgebaut. 2018 startete das Projekt „Parkentwicklung und Biodiversität“, bei dem die Artenvielfalt im Schlosspark von Experten erfasst wird.
Lena Renner
Bild: Frühsommer in der Akademie: Blühende Wiesen bieten Nahrung für Bienen (Foto: eat archiv)
IM ÜBERBLICK:
Alle Tagungen zu den Themen Umwelt und Nachhaltigkeit im Studienjahr 2019/20
1. bis 3. November 2019
„Bauernleben“
Ochs und Pflug haben längst ausgedient. Der Landwirt von heute ist Agraringenieur und Unternehmer. Existenzkampf im Schraubstock von EU, Technik, Markt und Nachhaltigkeit: Wohin entwickelt sich der Stand zwischen Tradition und Moderne?
28. bis 29. November 2019
„Du. Bist. Transformation!“
Jede/r Einzelne kann etwas in der Transformation tun: als Konsument, politische Aktivistin, in der Arbeit. Ab jetzt, nicht erst ab morgen. Transformation ist ein sozio-ökonomischer und ökologischer Prozess. Tutzinger Transformationstagung
14. bis 16. Februar 2020
„Artenvielfalt im Wald“
Waren in der Vergangenheit die Wälder vielfach durch Eintönigkeit gekennzeichnet, fördert die Waldwirtschaft heute Artenvielfalt. Dazu bedarf es einer Schärfung des Blicks auf die oftmals versteckte Artenfülle im Wald. Tagung zu Wald, Forst, Holz
9. März 2020
„Die Zukunft der Mobilität“ / 9. Tutzinger Rede in der Reihe „Zukunft Mensch“
Mobilsein ist ein Muss in modernen Gesellschaften. Doch die Mobilität ist teuer erkauft: Umweltbelastungen, Verkehrsinfarkt, Lärm, Unfälle. Wie werden wir uns künftig fortbewegen? 9. Tutzinger Rede in der Reihe „Zukunft Mensch“ in Kooperation mit der Rotary Club Tutzing.
25. bis 26. Mai 2020
„Zukunfts-Lab: Umweltpolitik, Ethik & digitale Revolution“
Die junge Generation will mitgestalten und sich radikal für Umweltschutz einsetzen. Wie nutzen Zukunftstechnologien dem Gemeinwohl? Jugendliche organisieren für Jugendliche ein Diskursformat. Junges Forum