IN THIS CENTURY, AND MOMENT, OF MANIA, TELL ME A STORY.
Robert Penn Warren
Robert Penn Warren
Erzählungen finden nicht nur in den fiktionalen und phantastischen Welten von Literatur, Film, Theater, Kunst und Games statt, sie sind auch eine Alltagspraktik, die es den Menschen ermöglicht, sich die Welt zu eigen zu machen. Sie können Gemeinschaft formen, Identität stärken und haben immer auch das Potenzial, zu ermutigen und zu aktivieren.
Doch dieses Potenzial lässt sich auch anders gebrauchen. Narrative der Katastrophe(n) schüren Angst, Thesen zu Culture Clash und Überfremdung lösen Verunsicherung aus, Verschwörungstheorien haben Hochkonjunktur und unterhöhlen das Vertrauen in bisherige Ordnungen. Ausgrenzung und Alarmstimmung sind die Folge. Dabei scheint es keine Rolle zu spielen, ob die Kernelemente solcher Erzählungen auf Tatsachen beruhen oder als „alternative Fakten“ daherkommen – viele dieser dystopischen Narrative bleiben haften. Doch warum ist das so? Welchen Logiken folgen sie und welche Rolle spielt das Internet für ihre Entstehung und Verbreitung?
Erzählstrukturen, die wirken, Merkmale gehörter Geschichten, neue, digital gestützte Möglichkeiten des Erzählens – eine Analyse dessen möchten wir auf der Tagung auch nutzen, um die entgegengesetzte Perspektive einzunehmen und zu fragen: Was braucht es, um heute tragfähige und konstruktive Narrative für die Zukunft zu schaffen? Welche Elemente sind notwendig, um Geschichten der Vielfalt, der Gemeinschaft und des Gelingens zu erzählen?
Dazu sprechen wir mit Wissenschaftlerinnen, Geschichtenerzählern sowie Journalistinnen über ihre Erfahrungen. Und wir diskutieren mit denen, die immer schon Welten entworfen haben: Kunstschaffende. Wie gelingt es dem Illustrator einen anderen Blick auf die Welt zu eröffnen? Wie fördert Gamedesign Partizipation und Mitgestaltung? Welchen Beitrag leistet die Literatur, um Zukunft zu erzählen? Und: Wie schaffen wir es selbst, neben den lauten, schrillen Narrativen auch die leisen, kleinen wie großen Geschichten des Gelingens wahrzunehmen, zu fördern und als Mutmacher für das eigene Erzählen und Handeln zu erleben?
Haltung zeigen, für die Vielfalt eintreten und Mut machen – dafür steht auch die Journalistin Dunja Hayali. Für ihr beherztes Eintreten gegen Hass und Diskriminierung erhält sie während der Tagung den Toleranz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing in der Kategorie Zivilcourage. Die Laudatio wird Shermin Langhoff, Intendantin des Berliner Maxim Gorki Theaters, halten.
Ich lade Sie herzlich ein, diesen besonderen Moment mitzuerleben sowie gemeinsam drei Tage lang zu erzählen, zu lauschen und miteinander zu diskutieren!
Judith Stumptner, Stellv. Direktorin, Evangelische Akademie Tutzing