Jürgen Micksch zum 75. Geburtstag
Sich einzusetzen für diejenigen auf der Erde, die keine Stimme oder nur eine sehr leise Stimme haben, die nicht im Licht, sondern im Schatten der politischen Entwicklung stehen, die Hunger haben und Durst, kein Dach über dem Kopf und kein Geld in der Tasche, die vielleicht auch noch Drangsal und Krieg erleiden müssen – sich um diese Menschen zu kümmern und ihnen vielleicht eine kleine Perspektive auf ein besseres, humaneres Leben zu eröffnen, sie einen kleinen Zipfel vom Glück erwischen zu lassen, das war und ist Jürgen Micksch’s Lebensaufgabe. Dafür kämpft er unablässig in den unterschiedlichsten Organisationen, Gremien und Ausschüssen. Am heutigen Mittwoch, den 20. Januar 2016, feiert Jürgen Micksch seinen 75. Geburtstag. Der Direktor, die Studienleiterschaft und alle MitarbeiterInnen der Evangelische Akademie Tutzing, deren stellvertretender Direktor er in den Jahren von 1984 bis 1993 war, wünschen ihm zu seinem Ehrentag alles erdenklich Gute.
Den Altgedienten in der Akademie ist das Wirken von Jürgen Micksch noch in guter Erinnerung. „Allahu akbar. Der Islam in Europa“ lautete im Sommer ´91 eine seiner großen Tagungen, in der er sich mit der anderen großen Weltreligion auseinandersetzte. Interreligiös war auch sein nächstes großes Projekt angelegt; es trug den Titel „Einheit in Vielfalt – ein Thema in zwei Religionen. Der Christlich-buddhistische Dialog“. Doch es waren nicht nur die Weltreligionen, mit denen Jürgen Micksch sich theologisch beschäftigte und nach Verbindendem, nach Gemeinsamkeiten suchte, sondern es waren immer wieder die Menschen, die Entrechteten, die Outlaws, die Verlierer. Und so forderte er in seiner Tagung vom März 1992, Gesetze gegen den Rassismus zu schaffen. Es war eine „Konsultation über rechtliche Maßnahmen gegen die Diskriminierung von Ausländern“, die große Beachtung in der Öffentlichkeit fand. Und vor bereits 23 Jahren befand der frühere Kollege in seiner Tagung „Das Boot ist nicht voll. Einwanderungsrecht in Deutschland“, dass Europa sich nicht abschotten dürfe, wenn hilfesuchende Ausländer in Scharen zu uns kämen. Und so wundert es nicht, dass Jürgen Micksch 1986 den Verein PRO ASYL gründete, dessen Ehrenvorsitzender noch heute ist. Ziel des Vereins ist es nach Aussage seines Gründers, „in der Asyldebatte eine Stimme für die Rechte von Flüchtlingen in Deutschland zu etablieren.“ 1998 wurde der Verein mit dem Bonhoeffer-Preis und 2001 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.
Ein weiterer Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit an der Akademie war die Befassung mit dem Buddhismus. Es war Micksch, dem es gelang, 1990 und 1993 den Dalai Lama im Schloss Tutzing empfangen zu können. Zweimal stattete das geistliche und religiöse Oberhaupt der Tibeter der Akademie einen Besuch ab. Dabei legte der Buddhistische Mönch und Friedensnobelpreisträger seine Gedanken zu Gewaltlosigkeit und Toleranz immer wieder dar: “Nur wenn es gelingt, eine Welt zu schaffen, in der alle zu essen und Platz zum Leben haben, in der alle Menschen mit allen in Frieden leben können, gibt es eine Chance, die sonst drohende Katastrophe zu verhindern.” Dieser Auffassung des Dalai Lamas konnte Jürgen Micksch sich voll und ganz anschließen und er wird nicht müde, diese Denkhaltung täglich vorzuleben und zu praktizieren. Nochmals alles Gute zum Geburtstag – Jürgen Micksch.
(Axel Schwanebeck)