Expertin Seidl: “Gendermedizin muss in den Fokus der Politik kommen”

Hildegard Seidl, Expertin für Gendermedizin und -pflege, fordert eine geschlechterspezifische Kommunikation zwischen Ärzt:in und Patient:in. Schließlich gebe es nicht nur biologische Unterschiede der Geschlechter. Sie kommunizierten auch unterschiedlich und hätten zudem verschiedene Informationsbedarfe. In der medizinischen Versorgung kann das fatale Folgen haben.

“Frauen legen häufiger Wert auf genaue Information über ihr Krankheitsbild und mögliche Therapieoptionen. Männer sind pragmatischer, wollen Hintergrund und Wirksamkeit von Medikamenten oftmals nicht wissen und zermartern sich nicht den Kopf darüber.”, schreibt Dr. Hildegard Seidl, Fachreferentin für Gendermedizin und -pflege an der München Klinik.

In ihrem Gastbeitrag “Sprechen rettet Leben” geht sie auf weiterführende Studien zum Thema ein. Forschende fanden etwa heraus, “dass Frauen durch Ärztinnen manchmal besser versorgt werden als durch Ärzte – bei Männern sich jedoch kein Unterschied feststellen lässt.” Gründe hierfür sieht Seidl vor allem im Kommunikationsverhalten der Frauen. Wenn Ärztinnen Patientinnen behandeln, kommunizieren sie besser, nehmen ihre Patientinnen ernster, räumen dem Gespräch mehr Zeit ein und können aufkommende Fragen dadurch genauer beantworten. Die Folge: bessere Einschätzungen der Erkrankung, frühere Therapien und ein schnelleres Erkennen möglicher Komplikationen, etwa nach Operationen.

Das Problem: “Sprechende Medizin wird leider nicht ausreichend vergütet.” Hildegard Seidl fordert außerdem von der Politik, Gendermedizin verstärkt in den Fokus zu nehmen und bessere gesetzliche Rahmenbedingungen auch für die Forschung zu schaffen. Sie schreibt: “Dass Studien bereits in der Planungsphase eine geschlechterbezogene Auswertung mitberücksichtigen, sollte gesetzlich vorgeschrieben werden. Nur dadurch kann eine ausreichende statistische Grundlage geschaffen werden, um diese Studien in Leitlinien zu berücksichtigen.”

Den kompletten Gastbeitrag lesen Sie im Rotunde-Blog der Evangelischen Akademie Tutzing.

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Vom 24.-26. Januar 2025 beschäftigt sich die Tagung “Gesundheit und Geschlecht: anders krank sein – ungleich behandeln” ausführlich mit dem Thema Gendermedizin. Die Veranstaltung leitet Dr. Hendrik Meyer-Magister von der Evangelischen Akademie Tutzing in Kooperation mit Dr. biol. hum. Hildegard Seidl und Prof. Dr. med. Robert Ritzel – beide von der München Klinik. Alle Infos zum Programm der Tagung und den Anmeldemodalitäten finden Sie hier.

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