Peter Maffay: Rockstar mit politischer Botschaft

Er ist Sänger, Gitarrist, Komponist und Musikproduzent, hat die Zeichentrickfigur „Tabaluga“ miterfunden und gilt als der erfolgreichste Künstler in den deutschen Charts: Peter Maffay. Am 30. August wird er 75 Jahre alt. Akademiedirektor Udo Hahn würdigt den Ausnahme-Künstler.

Vielleicht ist es doch zu früh, vom Ende einer Ära zu sprechen, wie in manchen Überschriften gemutmaßt wird. Peter Maffay hat zwar gerade seine Farewell-Tour beendet, aber im Ruhestand kann man sich die Musiklegende nicht vorstellen. In zehn Konzerten unter dem Motto „We love Rock’n’Roll“ präsentierte er sich zum Abschied energiegeladen wie immer. Mit all seinen Songs – von Schlager bis Rock, von „Du“ bis „Über sieben Brücken musst du gehn“ – begeistert er sein Publikum: Junge und Junggebliebene.

Nach 55 Jahren auf der Bühne mit 21 Nummer-eins-Alben und mehr als 50 Millionen verkauften Tonträgern gilt er als der erfolgreichste Künstler in den deutschen Charts. Auch wenn er künftig nicht mehr Stadien und Arenen füllen wird, ein kompletter Rückzug ins Private ist bei diesem Ausnahme-Künstler nicht vorstellbar. Wie er in Interviews andeutet, will er es künftig aber ruhiger angehen lassen und mehr Zeit für die Familie haben.

Zuletzt hat Peter Maffay seinen Fans immer wieder ein biblisches Motto zugerufen: „Alles hat seine Zeit.“ Es reiht sich ein in die Botschaften, die er immer wieder in sein Programm einstreut, in denen er für Zusammenhalt und Verständigung wirbt. Für sein Eintreten gegen Rassismus und Antisemitismus ist er unter anderem mit der Buber-Rosenzweig-Medaille des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ausgezeichnet worden. Sein gesellschaftliches Engagement ist vielfältig und in jeder Hinsicht anerkannt. Mittlerweile hat in diesem Bereich mehr Auszeichnungen erhalten als für seine Musik.

Im Juni 2012 wurde Maffay von der Evangelischen Akademie Tutzing mit dem Toleranzpreis geehrt. In der Jury-Begründung heißt es, er engagiere sich „seit vielen Jahren für Toleranz und gegen Rassismus. Mit seiner Stiftung fördert er zahlreiche Projekte im In- und Ausland, die u. a. traumatisierten Kindern sowie Kindern und Jugendlichen mit sozialen Problemen zu Gute kommen. Peter Maffay ist ein überzeugender Botschafter der Toleranz, der Hoffnungszeichen setzt und einen wirksamen Beitrag für soziale Gerechtigkeit leistet.“

Was die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen betrifft, sieht er sich als „Spätzünder“. Im „RotundeTalk“ der Evangelischen Akademie Tutzing räumte er 2020 ein, dass er – 1963 aus Rumänien nach Deutschland übergesiedelt – nicht gelernt hatte, politisch zu denken. In der Diktatur entwickle man diese Fähigkeit nicht, sondern die Unterordnung. Dann hätten ihm aber Menschen den Rat gegeben, „etwas Vernünftiges zu machen und die Musik zu nutzen“. So sei „eine Positionierung“ entstanden. „Heute wissen die Menschen, wo wir stehen.“ Der „harte Kern“ seiner Fangemeinde trage diese Botschaft mit. Wie sehr er diese wertschätzt, spürt man an seiner Wortwahl. Sie seien für ihn „Parlamentäre einer gewissen Haltung“, eine Gemeinschaft, die ähnlich denkt.

Peter Maffay spricht in seinen Liedern immer wieder Themen des Glaubens an. Sich selbst sieht er als gläubigen Menschen. Aber auch das habe mit Entwicklungen in seinem Leben zu tun, die er im Gespräch als Zickzack-Kurs beschreibt. Der Ausstieg aus der Kirche sei emotional gewesen, der Wiedereinstieg auch. Er habe die Erfahrung gemacht, dass es in seinem Leben nicht ohne eine „übergeordnete Instanz“ laufe. „Ich könnte sonst leicht Schiffbruch erleiden.“ Im Dialog mit Gott entstünden Schritte, die sonst nicht machbar wären. „Der Glaube hilft weiter“ – dies sei seine Erfahrung. Unser Leben sei vornehmlich von Angst getrieben. „Der Glaube hilft, diese Angst zu überwinden“, so Maffay.

Udo Hahn

Der Autor leitet die Evangelische Akademie Tutzing.

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