Albert Hackelsberger: Opfer der NS-Diktatur
Zum Gedenken an den früheren Besitzer von Schloss Tutzing kamen am 25. September 2023 Angehörige der Familie in der Evangelischen Akademie Tutzing zusammen.
“Albert Hackelsbergers Tod ist Mahnung, nicht zu vergessen, und er ist Verpflichtung, dass nie wieder geschehen darf, was millionenfaches Leid über die Menschen brachte.” Mit diesen Worten erinnerte Akademiedirektor Pfr. Udo Hahn an das Schicksal des Unternehmers und Zentrumspolitiker Dr. Dr. Albert Hackelsberger. Dieser hatte 1936 Schloss Tutzing erworben. Es sollte als Sommerwohnsitz für seine Familie dienen, aber auch um mittelfristig den Geschäftssitz seines Unternehmens, der Firma Weck-Gläser, vom südbadischen Öflingen nach Tutzing zu verlegen.
Dazu sollte es jedoch nicht kommen, denn Hackelsberger wurde am 21. September 1938 bei der Ausfahrt aus dem Schloss von der Gestapo verhaftet. Der Vorwurf lautete “Devisenvergehen und Volksverratsverbrechen”. Nach Jahren der Haft, geschwächt von den psychischen und physischen Qualen, die er dort erleiden musste, verstarb er am 25. September 1940 im Alter von 46 Jahren an einer verschleppten Nierenentzündung in einer Klinik in Freiburg im Breisgau.
Am Todestag lädt Akademiedirektor Hahn alljährlich Familienangehörige zum Gedenken in die Akademie ein. Es sei bedrückend zu erleben, wie die Diktatur des Nationalsozialismus und ihre Verbrechen verharmlost würden und ihre menschenverachtende Ideologie wieder salonfähig werde, sagte Hahn vor dem Hintergrund wieder erstarkender rechtsextremer Kräfte. Politik und Gesellschaft müssten dieser Entwicklung mit aller Macht begegnen.
An der Gedenkveranstaltung nahm auch die Kunsthistorikerin Dr. Kerstin Holme teil. Sie leitet das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderte Provenienzforschungsprojekt “Schloss Tutzing”. In diesem Zusammenhang werden unter anderem die komplexen Besitzerwechsel von Schloss Tutzing im Kontext historischer Unrechtsmaßnahmen untersucht und zwar hinsichtlich der Vermutung eines verfolgungsbedingten Entzugs des Eigentums von Marczell von Nemes und der Verfolgung Albert Hackelsbergers.
Bild: (v.l.n.r.) Edigna Hackelsberger, Dr. Min-Mi Hackelsberger-Liang und Dr. Nina Hackelsberger, Dr. Kerstin Holme, Pfr. Udo Hahn (Foto: ma /eat archiv)