Es ist ein beliebter romantischer Topos: das enge Band zwischen Genie und Wahn. Bei Beethoven genügt allein der Blick auf das Porträt des aufgewühlten Künstlers mit wirrem Haar und irren Augen, der in manischer Schaffenswut und angesichts drohender Taubheit seine Noten zu Papier bringt. Wolf wurde zweimal eingewiesen – und starb in der Klinik. Bei Schumann wurde bei seiner Unterbringung in Endenich im Aufnahmebuch »Melancholie mit Wahn« als Diagnose vermerkt. Und der italienische Renaissance-Fürst Carlo Gesualdo war nicht nur ein begnadeter Komponist, sondern sehr wahrscheinlich auch ein Mörder. Im chromatischen Abwärts am Ende seines Madrigals meint man die Qualen eines schuldig gewordenen, von Gewissenspein gepeitschten Menschen zu hören. Was uns das bringt? Wahnsinnig geniale Musik!
BRSO
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