EIN SCHELM, WER BÖSES DENKT.
Sprichwort (Edward III. von England zugeschrieben)
Der Schelm ist ein wahrer Lausbub! Er hat noch anderes im Sinn, als auf der Hand liegt. Dabei sind die negativen Klänge des Sprichworts längst verloren gegangen. Über Jahrhunderte war der Schelm ein „Schuft" – und „Schuft" das Wort für jemanden, der wahrlich verschlagene, arglistige und bösartige Hintergedanken hegt!
Der Schelm und der Schuft, der Clown und der Dämon: Die Übergänge sind fließend. Man denke an den Joker aus „Batman", diese groteske Fratze mit dem ewigen Grinsen – und doch selbst mit tragisch-abgründiger, mitleiderregender Kindheitsgeschichte. Er ist der nihilistische Gegenspieler des Superhelden Batman. Eine Lichtgestalt, die wiederum selbst ein Geschöpf des Zwielichts ist. Hell und Dunkel, Gut und Böse, Grund und Abgrund, Sinn und Unsinn verschwimmen. Das fasziniert und lässt schaudern zugleich.
Film und Literatur, aber auch Theologie, Philosophie, Psychologie und Politikwissenschaft haben sich seit jeher mit dem Bösen auseinandergesetzt. Es ist so alt wie die Welt. Unde malum? Woher kommt das Böse in einer eigentlich doch paradiesischen Welt? Aus dem Menschen, seiner Sünde oder Freiheit? Aus der Gesellschaft oder gar aus Gott selbst? Oder hat Gott doch einen ewigen Gegenspieler – den Teufel – mit dem er ringt, wie Batman mit Joker in Gotham City? Dabei ist Luzifer doch nur ein gefallener Engel. Ist das Böse also bloß ein dunkler Diener Gottes? Das Böse ist das „Nichtige", so hat es etwa Karl Barth gefasst. Ist es also auch „Nichts"? Aber wo nichts ist, da kann auch nichts wirken! Hat das Böse tatsächlich keine Macht im Angesicht Gottes, oder zieht es gar als dunkle Antimaterie der Liebe alles Sinnhafte dieser Welt in ewige Abgründe?
Corona, Krieg und Klima erschüttern unseren Glauben an eine immer besser werdende Welt. Wir starren wie gebannt auf unsere neue Wirklichkeit: Unde malum? Aus welcher dunklen Ecke kriecht die Renaissance des (Ver-)Nichtenden auf der Weltagenda?
Zeit über das Böse nachzudenken, sich dem alten Rätsel aus verschiedenen Perspektiven anzunähern. Das Böse: Dämonisch oder menschlich, am Ende gar göttlich? Oder bloß banal und aufgeblasen? Sicherlich eines: Faszinierend! Wir laden Sie ein zu Vorträgen und Diskussion sowie eigener Arbeit an theologischen, philosophischen und politikwissenschaftlichen Texten. Denken sie mit uns das Böse – seien Sie nun Schelm oder Joker, Studierender oder Professorin oder einfach nur: interessiert!
Wir freuen uns, Sie in der Evangelischen Akademie Tutzing begrüßen zu dürfen.
Dr. Hendrik Meyer-Magister, Studienleiter, Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. Christian Illies, Professor für Philosophie, Universität Bamberg
Prof. Dr. Thomas Wabel, Professor für Systematische Theologie, Universität Bamberg
Prof. Dr. Reinhard Zintl, Professor emeritus für Politische Theorie, Universität Bamberg