UNSERE METAPHERN SCHAFFEN DEN INHALT UNSERER KULTUR.
Neil Postman
Die Bilder, die wir sehen, bleiben in unseren Köpfen. Geschichten, die wir hören, erzählen uns unsere Welt. Wer erkennt sich in ihnen wieder? Wer schreibt die Drehbücher unserer Filme? Wer wählt die Gesichter dazu aus? Welche Welten werden beschrieben – und noch wichtiger: welche nicht?
Spätestens seit der Forschung der Kulturwissenschaftler:innen Jan und Aleida Assmann wissen wir um die soziale Dimension der Medien. Wir wissen um das kulturelle Gedächtnis und wie es dazu beiträgt, Bewusstsein und (Gruppen-) Zugehörigkeiten zu formen und (kollektive) Identitäten zu bilden.
Der Sozialpakt ICESCR der Vereinten Nationen verpflichtet seit 1976 Staaten dazu, diskriminierungsfreien Zugang zu wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechten zu gewährleisten. Darunter ist auch die Teilhabe am kulturellen Leben zu verstehen.
Teilhabe. Viel mehr als ein schönes Wort. Teilhabe bedeutet Arbeit, Dialog, ja, auch Streit. Wer genau liest, erkennt schon im Wort Besitzansprüche: haben oder nicht haben. Wer Teil ist, gehört dazu. Wenn nicht alle Teile gesehen und berücksichtigt werden, dann kann das, was am Ende entstanden ist, nicht komplett sein. Teilzuhaben bedeutet auch: Privilegien zu erkennen, mit anderen zu teilen und unter Umständen abgeben zu müssen. Nicht allen gefällt das.
Längst ist die Welt von Kunst und Kultur auch zum Schauplatz eines Kulturkampfes geworden: zwischen konservativen und progressiven, diversen und exklusiven Bewegungen. Im Angesicht jüngster politischer Entwicklungen, in denen gruppenbezogene Diskriminierungen, Polarisierungen und Feindbilder zum Programm werden, kommt ein weiterer Aspekt hinzu. „Die Neue Rechte hat die Kultur als Kampffeld entdeckt", schreibt der Journalist Peter Laudenbach. Die Filmwelt stellt dabei keine Ausnahme dar.
Am letzten Novemberwochenende möchten wir den Dialog fortsetzen, den wir im März 2022 mit unserer ersten Tagungskooperation „Sehen und gesehen werden – Teilhabe im Film" angestoßen haben. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Wo liegen Hürden? Und was bedeutet der Einfluss der Künstlichen Intelligenz? Auf der Suche nach Lösungen thematisieren wir Rollenverteilungen, Narrationen und Sichtbarkeiten vor der Kamera sowie die Strukturen und (Entscheidungs-) Prozesse dahinter.
Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind.
Herzliche Einladung in die Evangelische Akademie Tutzing!
Dorothea Grass, Studienleiterin / Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Evangelische Akademie Tutzing
Christoph Gröner, Festivaldirektor Filmfest München
Alix Michell, Studienleiterin für Kunst, Kultur, Digitales und Gender, Evangelische Akademie Tutzing
Julia Weigl, Künstlerische Co-Leiterin Filmfest München