Toleranzpreis für Christian Stückl
Der Intendant der Oberammergauer Passionsspiele hat am 31. März den Toleranzpreis der Evangelischen Akademie Tutzing in der Kategorie Zivilcourage überreicht bekommen. Die Laudatio hielt Susanne Breit-Keßler, die frühere Regionalbischöfin von München und Oberbayern.
“Ihre persönliche Gradlinigkeit, Ihre individuelle Wahrheitssuche, die manchen auch schon zur Weißglut gebracht hat, hat die Akademie Tutzing veranlasst, Ihnen in der Abteilung Toleranzpreis die Auszeichnung für Zivilcourage zu verleihen.”, sagte die frühere Münchner evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler bei der kleinen Feier zur Übergabe des Preises im Foyer des Oberammergauer Passionsspieltheaters.
In ihrer beeindruckenden Laudatio äußerte Breit-Keßler Anerkennung für das Engagement, den Mut und die Überzeugungskraft des Künstlers: “Ihr Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus ist eindrucksvoll. Ihre Inszenierungen sind leidenschaftliche Plädoyers gegen jede Menschenverachtung.” In diesen “bösen” Tagen sei die Botschaft Stückls wieder besonders notwendig, so Breit-Keßler.
“Dieser Preis ist eine Bestätigung Ihres unermüdlichen Einsatzes”, formulierte Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, die Beweggründe für die Verleihung. Stückls Inszenierungen wie “Ghetto”, “Der Stellvertreter”, “Nathan der Weise”, “Hiob” oder “Der Kaufmann von Venedig” wendeten sich mit Leidenschaft gegen Rassismus und Antisemitismus. Stückl habe bei der Passion Mut und Überzeugungskraft bewiesen, diese von christlichen Anti-Judaismen zu befreien und so zur Versöhnung zwischen Christentum und Judentum beigetragen.
Für Laudatorin Susanne Breit-Keßler, die mit Christian Stückl eine jahrelange Freundschaft verbindet, ist dieser “eine grandiose Herausforderung, die wir dringend brauchen, um dieses Leben couragiert menschenwürdig zu gestalten.”
Die Begrüßungsrede von Udo Hahn finden Sie hier.
Die Laudatio von Susanne Breit-Keßler können Sie hier abrufen.
Foto: Christian Stückl im Rahmen der Verleihung des Toleranzpreises 2020 der Evangelischen Akademie Tutzing, in Oberammergau (Foto: Haist/ eat archiv)
Von links nach rechts: Susanne Breit-Keßler, Regionalbischoefin a.D. und Laudatorin, Preisträger Christian Stückl und Akademiedirektor Udo Hahn. (Foto: Haist/eat archiv)
“Es ist Aufgabe der Kunst, des Theaters, übrigens auch der Kirche, nicht im Vorfindlichen aufzugehen, sich nicht zufrieden zu geben, mit dem, was eben so ist. Wenn Kunst ihre Arbeit gut macht, transzendiert, überschreitet sie Grenzen, eröffnet Perspektiven, bricht auf zu neuen Horizonten. Sie, lieber Herr Stückl, machen Ihre Aufgabe überwältigend gut. Ihr menschlicher und künstlerischer Beitrag zu einer friedlichen, pluralen und anregenden Gesellschaft, in der Menschen miteinander auskommen, ist unübersehbar und unverzichtbar.” Susanne Breit-Keßler in ihrer Laudatio.
(Foto: Haist/eat archiv)
“Antisemitismus macht sich seit Jahren lautstark und gewalttätig bemerkbar. Unüberhörbar. Er zeigt sein menschenverachtendes Gesicht in der Mitte der Gesellschaft. Hass, Hetze und Fanatismus sind seine Begleiter. Unübersehbar. Dagegen müssen wir aufstehen. Deshalb benötigen wir Zivilcourage. Und zwar eines jeden Einzelnen. Zivilcourage kann unser Land verändern. Diese Veränderung brauchen wir in allen Lebensbereichen – auch in der Kultur. Selbst sie ist nicht vor der Bedrohung durch den Antisemitismus sicher.” Akademiedirektor Udo Hahn in seiner Begrüßungsrede.
(Foto: Haist/eat archiv)
Kennen und schätzen sich seit vielen Jahren: die Laudatorin und der Preisträger.
(Foto: Haist / eat archiv)