„Es ist insgesamt ambivalent“
Der frühere Profifußballer Florian Hinterberger über den Wiederbeginn der Bundesliga ohne Zuschauer, Sicherheit vor Virusübertragung beim Fußballspiel, die Debatte um die Ablösesummen und die „Droge Fußball“.
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Im RotundeTalk mit Studienleiter Jochen Wagner spricht Hinterberger von seiner Skepsis gegenüber Bundesliga-Fußballspielen in Zeiten der Pandemie. „Ich hab’s schlechter erwartet, aber es war besser als nichts.“, sagte er über die Spiele ohne Zuschauer. Dennoch sehe er die Veranstaltungen als ambivalentes Unterfangen. Die Kontaktsportart und die Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen gegen Corona hätten „nichts miteinander zu tun.“
Was Kommerz, Ablösesummen und Millionengehälter im Profifußball anbelange, müsse sich grundsätzlich etwas ändern, so Hinterberger. Corona und die aktuellen Debatten um Spielergehälter könnten zur Zäsur werden, um „wegzukommen von diesem Turbokapitalismus“.
Es war Leidenschaft in Eloquenz, womit Florian Hinterberger zeigte, dass die Passion Fußball zu spielen sich sehr wohl mit einer kritischen Würdigung des dominierenden global and local players im Sport verträgt. Florian Hinterberger muss es wissen. Eigentlich hat er sein bisheriges Leben ganz dem geballten Glück respektive Unglück gewidmet. In seinem Geburtsort Weiden mit der SpVgg groß geworden, spielte der 1958er bei der SpVgg Fürth, dem SC Fortuna Köln, Bayer Leverkusen (1988 UEFA-Cup Sieger, DFB-Pokal Finalist 1983, Halbfinalist 1989) und TSV 1860 München (1990 Aufstieg in die 2. Bundesliga).
Nach 23 Jahren Profifußball und dem Studium von Sport und Psychologie, den Diplomsportlehrer (1997) und den Fußball-Lehrer (beides Deutsche Sporthochschule Köln) in der Tasche, war Florian Hinterberger von 1993 bis 2009 Lizenz-Trainer bei FC Starnberg, TSV 1860 München II, 1. FC Nürnberg U19 (Bundesliga A-Jugend), 1. FC Nürnberg II (zugleich Sportkoordinator des Nürnberger Leistungszentrums) immer wieder als Talente-Scout international unterwegs, war er dann von 2011 bis 2014 Sportdirektor des TSV 1860 München.
Alles hat er erlebt, der Florian Hinterberger, die Lust am Spiel, das ewige Glück der Kindheit, den Rausch des Erfolgs und den unendlichen Frust der Niederlagen. Das Ende seiner Laufbahn schrieben zwei schwere Verletzungen im Knie und in der Schulter. Es steht und fällt der homo ludens mit seinem wertvollsten lebendigen Kapital: dem Körper. Ihn vor dem finalen Foul durch Fairplay zu schützen, macht den Fußball gegenüber dem Krieg zivil.
Jochen Wagner
Das vollständige Gespräch finden Sie auf dem Youtube-Kanal der Evangelischen Akademie Tutzing #EATutzing. Unter dem Format „RotundeTalk“ sprechen wir mit Menschen aus Politik, Kultur und Gesellschaft über ihre Erfahrungen im Umgang mit der Corona-Pandemie, über die Herausforderungen dieser Krise und wie es danach weitergehen könnte.
Hinweis: Hier können Sie das Video-Interview mit Florian Hinterberger auf YouTube ansehen.
Bild: Interviewgast im RotundeTalk der Akademie: Florian Hinterberger (Foto: ma/eat archiv)
Bild: Florian Hinterberger und Dr. Jochen Wagner während ihres Gesprächs in der Rotunde der Evangelischen Akademie Tutzing. (Foto: ma/eat archiv)