ES LEBE DIE FREIHEIT!
Die letzten Worte von Hans Scholl vor seiner Hinrichtung bezeugen nicht nur den ungebrochenen Geist dieses jungen Widerstandskämpfers, sondern stehen gleichsam als Leitmotiv für das Wirken der Weißen Rose. Ob in Briefen, Tagebuchaufzeichnungen oder den erhaltenen Berichten über die vielen Gesprächsabende des studentischen Widerstandskreises, ihre Gedanken kreisten um die Wiederherstellung von Freiheit und den Schutz von Menschenrechten. Dabei verband die evangelisch, orthodox, katholisch und bekenntnislos aufgewachsenen Protagonisten ein undogmatisches und überkonfessionell gelebtes Christentum.
Das Entsetzen über die Verfolgung Andersdenkender und die Kriegsverbrechen an der Ostfront artikulierten Alexander Schmorell und Hans Scholl in den ersten vier Flugblättern im Juni und Juli 1942. Sie klagten das deutsche Volk an, an der verbrecherischen Regierung Deutschlands mitschuldig zu sein und erklärten es zur „sittlichen Pflicht", dieses System zu beseitigen. Besondere Verantwortung sprachen sie der „deutschen Intelligenz" zu, die sie zu Widerstand und Sabotage aufriefen. Zwei weitere Flugblätter folgten Anfang 1943, die nun von einem großen Unterstützerkreis hergestellt und in Deutschland verteilt wurden.
Gestapo und NS-Justiz zerschlugen den Widerstandskreis: In fünf Prozessen wurden sieben Todesurteile ausgesprochen und vollstreckt, über 30 Personen erhielten zum Teil lange Haftstrafen. Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf, Prof. Kurt Huber und Hans Leipelt verloren ihr Leben. Ihre moralische Haltung und ihr Mut sind auch heute, nach 75 Jahren, aufrüttelnd und vorbildhaft.
In der Tagung wird nach den Motiven zum Widerstand der einzelnen Protagonisten gefragt, nach dem zeitlichen Kontext des Widerstands und nach den konkreten Aktionen und Zielen der Weißen Rose. Unsere Referierenden richten den Fokus auf die zentralen Akteure und ihr Umfeld sowie auf die Bedingungen für oppositionelles Handeln und Kommunikation in der Diktatur. Zudem geht es auch um die Geschichte der Erinnerung an die Weiße Rose nach 1945: Wie wurde erinnert und hat sich ihr Bild in der Geschichte gewandelt? Was sagt uns die Botschaft der Weißen Rose heute? Darüber reden wir auch mit Zeitzeugen und Studierenden.
Herzliche Einladung in die Evangelische Akademie Tutzing!
Dr. Ulrike Haerendel, Evangelische Akademie Tutzing
Dr. Hildegard Kronawitter, Weiße Rose Stiftung, München
Dr. Björn Mensing, Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau