ETHIK BRAUCHT WISSEN UND DIALOG
Medizin und Pflege sind heute interdisziplinär und auf Dialog angelegt. Der Dialog unter den Beteiligten und der Dialog mit den Betroffenen bedürfen jedoch großer Sprach- und noch größerer Zuhörfähigkeit. Die unterschiedlichen Modelle des Verstehens der Disziplinen (ihre Hermeneutik) und das unterschiedliche Deuten von Lebenssituationen Betroffener und Beteiligter erfordern ein hohes Maß an Empathie und Offenheit. In der Ethik geht es nicht darum, Recht zu haben, sondern miteinander zurecht zu kommen.
Ethik ist eine dialogische Aufgabe, die sich in modernen Kliniken und Krankenhäusern nicht selten in Ethikkomitees oder ethischen Konsultationen manifestiert. Dabei spielen SeelsorgerInnen oft eine wichtige oder gar zentrale Rolle. Ihnen traut man Dialogfähigkeit ebenso zu, wie moralische Standfestigkeit. Doch genau da droht auch der o.g. Widerspruch zwischen Ethik und Moral. Medizinethik ist nicht automatisch identisch mit dem Handwerkszeug klassischer kirchlicher und theologischer Ethik. Es gilt zu lernen und zu üben.
Dazu haben wir einen „Fachtag Medizinethik“ etabliert, zu dem wir regelmäßig einladen. Unter dem Titel „Ethische Themen im Krankenhaus“ sind in diesem Jahr eingeladen: Haupt- und ehrenamtliche Seelsorger und Seelsorgerinnen aus Krankenhäusern, Kliniken (auch Reha) und Ambulanzen; besonders angesprochen: Mitglieder von Ethikkomitees. Inhaltlich geht es um einen Blick auf gegenwärtig anstehende ethische Themen in Krankenhäusern, Rehakliniken und stationäre Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe. Praktische Übungen werden einen
Schwerpunkt dieses Tages bilden, theoretische Einführungen und Grundsatzüberlegungen den anderen.
Pfr. Frank Kittelberger
Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. theol. habil. Arne Manzeschke
FEAG; Evangelische Hochschule Nürnberg