"UNGLÜCKLICH DAS LAND, DAS KEINE HELDEN HAT ... NEIN.
UNGLÜCKLICH DAS LAND, DAS HELDEN NÖTIG HAT."
Bertold Brecht
Nach zwei Weltkriegen, dem Kalten Krieg und einem postulierten Ende der Geschichte erleben wir nun Zeiten, in denen der Populismus blüht, soziale Ungerechtigkeiten wachsen und hybride Kriege geführt werden. Die Digitalisierung nahezu aller Lebensbereiche schreitet rasch voran, die Grenzen zwischen Realität und Virtualität, zwischen Objektivität und Propaganda verwischen.
Vor diesem Hintergrund werden Helden der Vergangenheit reaktiviert. Das Heroische hat nichts an Aktualität eingebüßt. Dies lässt sich z.B. gut an der Heroisierung der Roten Armee in Russland beobachten, wo imperiale Heldenmythen auf die Gegenwart projiziert werden. In der Ukraine verbreitet sich seit dem Krieg in Donbass ein national gesinnter Heldentypus, der seine Heimat gegen einen äußeren Feind verteidigt. In Deutschland werden Personen, die demokratische Werte vertreten, von Teilen der Gesellschaft zu Antihelden erklärt und unreflektiert als so genannte Gutmenschen verunglimpft.
In der Tagung „Helden unserer Zeit?“ nähern sich AutorenInnen, HistorikerInnen, AktivistInnen, KünstlerInnen, und WissenschaftlerInnen aus der Ukraine, Belarus, Georgien, Deutschland und Russland dem Thema „Heldentum“ an. Es wird der Versuch unternommen, die Konstruktion des Helden als zeit-, gruppen- und kulturgebundene Zuschreibung kri- tisch zu hinterfragen und zu diskutieren, ob wir gegenwärtig Helden brauchen und wenn ja, welche Funktionen sie haben, welche Rollen sie übernehmen und welche Werte sie vertreten sollten.
Im Zentrum der Diskussion und des Austausches stehen folgende Themenschwerpunkte: Wie entsteht ein Held und was trägt zu seiner Glorifizierung bei? Welche Arten von Helden gibt es? Wie werden Heldenerzählungen und -narrative transportiert und mit welchem Zweck? Welche Werte vermitteln historische und zeitgenössische Helden? Taugen sie als universelle Vorbilder? Warum werden in unseren Gesellschaften vorwiegend Helden konstruiert? Besitzen Heldinnen weniger Legitimität? Und welche Funktionen erfüllen Helden in Kriegen und Krisen?
Zu Diskussion, Gespräch und Begegnung laden wir Sie herzlich in die Evangelische Akademie Tutzing ein!
Judith Stumptner, Evangelische Akademie Tutzing
Kateryna Stetsevych, Kulturgenossenschaft e.V.