AKUTE BRANDGEFAHR IN (SÜD)OSTEUROPA?
Zahlreiche Konflikte an den (süd)östlichen Rändern Europas sind bis heute ungelöst. Die Gefahr einer Dynamisierung sogenannter „eingefrorener“ Konflikte ist akut.
Große Besorgnis erregt insbesondere die Situation in der Türkei. Auf den gescheiterten Militärputsch im Juli hat Präsident Erdogan mit massiven „Säuberungsaktionen“ reagiert, die -offiziell gegen die Verschwörung der Gülen-Bewegung gerichtet –in weitem Ausmaß demokratische Grundsätze in Frage stellen. Das harsche Durchgreifen im Inneren wird flankiert von einer Annäherung an Putins Russland. Zu fragen ist darüber hinaus auch, wie sich die aktuellen Entwicklungen auf den Kurden-Konflikt auswirken werden.
In der Ukraine ist die Situation trotz des seit Herbst 2014 andauernden Minsker Friedensprozesses ebenfalls kritisch. Zwar hat das Abkommen für eine gewisse Deeskalation gesorgt, aber nach wie vor sind zentrale Punkte der Vereinbarung nicht erfüllt. Ende 2015 wurde sie zunächst bis ins Jahr 2016 verlängert, doch auch jetzt ist eine schnelle Befriedung der
Auseinandersetzung im Osten der Ukraine nicht in Sicht.
Ähnlich ist es bei weiteren regionalen Konflikten in der Region, die allerdings kaum im Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit sind: etwa der Disput zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Berg-Karabach oder der eingefrorene Konflikt zwischen Moldova und der separatistischen Region Transnistrien. Auf dem Balkan sind die Fragen der Staatlichkeit Bosnien-Herzegowinas und des Kosovo umstritten und in Mazedonien stehen sich Regierung und Opposition nach einem großen Abhörskandal unversöhnlich gegenüber, die „bunte Revolution“ dauert weiter an.
Gemeinsam mit der Südosteuropa-Gesellschaft will die Evangelische Akademie Tutzing auf der Tagung „Gefahr an den Rändern Europas?“ nach den politischen und wirtschaftlichen Ursachen fur die verschiedenen Konflikte fragen, und danach, welche Machte hinter diesen stehen. Welche Gefahren und Herausforderungen bergen die genannten Brandherde fur die Stabilität in Europa? Welche Instrumente und Strategien haben die Europäische Union und internationale Organisationen bisher eingesetzt, um den Krisen zu begegnen?
Dr. Franz-Lothar Altmann, Assoc. Prof. Universität Bukarest / Südosteuropa-Gesellschaft, München
Dr. Hansjörg Brey, Südosteuropa-Gesellschaft, München
Dr. Johanna Deimel, Südosteuropa-Gesellschaft, München
Judith Stumptner, Evangelische Akademie Tutzing
Katharina Hirschbrunn, Evangelische Akademie Tutzing